1115. An Hermann Nöldeke
1115. An Hermann Nöldeke
Wiedensahl 14. März [1897]
Lieber Hermann!
Ich danke dir für deinen Brief, den ich heut morgen erhielt und woraus ich zu meiner Freude ersehe, daß es euch allen gut geht. – Leider ist also doch dieser "Heinrich" am Freitag zu spät gekommen. Wie verdrießlich für Mutter und dann für Marie, die in Hannover vergeblich gewartet hat, und auch für dich.
Gestern, da das Wetter so günstig war, haben wir die Gartenthür frei- und aufgemacht. Natürlich drehte sich der Wind, der erst von Westen kam, sofort nach Norden herum, ja heute gar direkt nach Osten; doch ist es nicht kalt dabei, sondern bloß etwas kühl.
[89] Morgen früh will Meister Schär erscheinen, um vor Küchenthür und Gewürzschrank her einen Backsteinteppich zu legen und, wenn er dies vollendet, die Hinterseite des Stalls zu verputzen und zu wittken.
Nächstertags, denk ich, werden die Früherbsen gelegt; auch denk ich Spinat und Petersilie zu säen, ersteren auf die Rabatte unter Mutter ihren Fenstern, letztere wieder unter den Kastanienbaum an Denkers Hecke.
Über deinen Vorgarten weiß ich aus der Ferne nichts rechtes zu sagen. Ich meinte erst, du wolltest ihn ganz umwühlen. Da du das aber, und ich glaube mit recht, nicht vorhast, so läßt du wohl am besten alles, und auch den Querweg, so wie es ist bis auf die nöthigsten Veränderungen. Wenn Rosen und sonst hübsche Blumen auf den Beeten stehn, macht sich's ja gut so.
Leb wohl, lieber Hermann! – An euch Alle die herzlichsten Grüße von deinem getreuen
Onkel Wilhelm.