865. An Johanna Keßler

865. An Johanna Keßler


Wiedensahl 3. Mai 92


Meine liebe kluge Tante!

Vom Frankforter Bahnhofe aus ließ ich Ihnen eine schöne Empfehlung sagen, damit Sie doch wüßten, daß ich Sie bis dahin noch nicht vergeßen hatte, und hier, wo ich programmäßig angelangt, hab ich's auch noch nicht.

Ein leichter Moordampf umschleierte unsere norddeutsche Welt. Kein Baum getraut sich noch zu blühn, eh nicht Wärme und Regen kommt. Da ist es denn gut, daß ich Frühling No I. bereits in der liebenswürdigsten Gesellschaft gesehn habe.

Mein erstes, natürlich, als ich heimkam, war, daß ich den Thackeray aufschlug. – Beatri-x. – So haben denn beide recht. Es wär doch auch zu ärgerlich gewesen, hätt ich annehmen müßen, ich sei der Dümmere. O, Eitelkeit! sagen Sie. »Alles ist eitel!« spricht Salomo. Und wer behauptet, er sei's nicht, der trete vor, damit ihm meine philosophische Tante mal tüchtig den Kopf zurecht setzt und den Standpunkt klar macht.

Mit den herzlichsten Grüßen an Sie, an die Letty, den Hugo und Harry,

Ihr dankbarer Onkel Wilhelm.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. Briefe. 865. An Johanna Keßler. 865. An Johanna Keßler. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-1EB8-D