354. Die Holzweiblein von Königshain.

(Nach Haupt Bd. I. S. 40.)


Auf dem Heideberge bei Königshain hat es ehedem viele Holzweiblein gegeben, sie sind nicht größer gewesen als kleine Kinder mit schönen langen gelben krausen Haaren. Die hat der böse Feind immer herumgejagt, und sie haben nicht eher Ruhe finden können, bis sie zu einem Baumstocke gekommen. Da hat denn der Holzhauer gerufen: »Das walte Gott«, ehe er den Baum umgeschlagen, und dann hat sie jener in Ruhe lassen müssen. Eines Tages in harter Winterzeit ist ein solches Holzweiblein zu demselben Bauer, dem der Berg gehörte, in die Stube gekommen und hat sich dort den ganzen Winter über aufgehalten und die Leute haben ihr zu essen gegeben. Beim Anfange des nächsten Frühjahrs ist aber ein zweites solches Weiblein an das Fenster des Hauses gekommen, wo das erstere in der Stube saß, und hat hinein gerufen: »Deuto, Deuto!« Wie solches das Holzweiblein drinnen gehört hat, ist es weinend und jammernd fortgegangen und niemals wiedergekommen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Schlesien und die Niederlausitz. 354. Die Holzweiblein von Königshain. 354. Die Holzweiblein von Königshain. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-5035-9