10) Die Sagen von den ältesten Bewohnern Deutschlands und insonderheit des Königreichs Preußen. 1

Japhet oder Japeto, Japeta, der erstgeborne Sohn Noah, bekömmet in der Austheilung der Welt das Land Epopho, das hernach Europa genandt, [19] sampt einem Stück vom kleinen Asien, den gantzen Tract gegen Mitternacht und Abend, und wiewol diesem Theil gegen den andern gering, und gleich dem Dornbusch war gegen dem Weinstock, doch nahm er sich das hefftiger an, zeuget mit seiner Haußfraw Funda diese Söhne nach der Sündfluth: 1. Gommer, auch Comer oder Cymer genandt, 2. Magog, 3. Javan, 4. Madai, 5. Thubal, 6. Mesech, 7. Thyras. Gomer aber ist ein Vater und Anher anfänglich aller mitternächtigen Völcker, als da seyn Gombri, Cimerii, Cimbri, die da bewohnet haben Cimeriam, Bosphorum Cimbricam, Chersonesum und Meotischen Pfuel oder Gesümpff um Holstein, Lübeck, Hamburg, Gottland, am Ufer des Baltischen Meeres, und Insulen darinnen. Und seind solche Cimbri die ersten rechten Scandinavianischen Völcker, welche Cimbri hernach von wegen des Meeres Ebenfluth und Auffqualm, auch von wegen der Elben jährlichen Wachsen und Ergießen sich auffwärts begeben und gesetzt ins Land, da nun ist die Uckermarck, Prignitz und Reppin, zu den alten Teutonibus, mit welchen sie denn auch wieder zum Theil auffgezogen seind über den Rhein in Galliam und Hispaniam gefallen. Endlichen in Italien, da sie mit den Römern unter ihren Fürsten Ansonarico große Schlachtung gethan, umb das 100. Jahr vor Christi Geburt, aber von Mario in den Alpen nicht weit von Saltzburg und dem Helffenberge endlich erlegt worden. Gomer der Sohn Japhet zeuget Ascenes oder Tuisconem. Item Ryphat, Togarma, Moses heißt ihn Ascenas, welcher ist ein Vater und Anher aller Deutschen, Tuiscen, Schyten und Sarmaten, das ist Gotten, Polen, Dattern, Reußen, Preußen etc.

Dieser Ascenes verrückt erstlich von seinem Vater Gomer aus Armenia Saga und dem Lande Ascanien, welches über Phrigiam gegen dem Cimerio Bosphoro gelegen, mit großem Volcke und seinem gantzen Hause nach der Sündfluth, 155 Jahre nach Erschaffung der Welt, 1812 vor Christi Geburt 2150 und kömmet in diese Einöde, kalt, wässerichte, mitternächtige Länder, an beiden Ufern der Elbe gelegen, auff und abwärts am Einfluß der Elbe. Also seind die Ascanes oder Tuiscones die ersten Völcker, so diese Lande recht bewohnet haben, und ist dieser Tuisco, welcher ein großthätiger Herr, der erste König und Herr der alten Tuisconum. Sein Sohn Mannus ist gewesen der ander König und Herr der Deutschen, von welchem sie Manni genannt, deutsch Mann etc. Hat anfänglichen gewohnt am Haffte oder Welcki bey Dennemarcken, in sinu Venedico et Cotidano, hat über die Deutschen und Sarmaten geherrschet nach Erschaffung der Welt 1963 Jahr, vor Christi Geburt 1999, nach der Sündfluth 306, oder wie etliche setzen, 292.

Dieser hat sich nach dem Rheine auffwerts begeben, hat erbauet Meintz, Worms und Straßburgk, wie denn zu seiner Zeit Trier von Trivero soll erbauet seyn umb die Zeit Abraham.

Dieses Manni Söhne und Einckel seind Ingevon, Istevon, Hermion, Marsus und Gambrivius 2, welcher ein Vater ist der Sicamber und Francken, hat gezeuget mit seiner Frauen Iside, Herculem, Svevum und Vandalum, nach der Sündfluth 675 Jahr. Dieser Svevus ist ein Vater aller Schwaben, wohnte am Rhein, nach der Sündfluth 661 Jahr. Vandalus ist ein Vater der Heneten, Wandlen, Wenden und Sclaven. Hercules ein großthätiger [20] Herr sampt seiner Mutter Iside ist für ein Gott hernach geehrt worden. Von Hercules aber kommen her die Boy. Vandalus aber zeugte Hunum, den Vater der Hünnen, und Humblum, den Vater Dan, von welchem die Dähnen, und Angul, von welchem die Engeländer erstlich kommen seyn. Hunus aber zeugte nach Erschaffung der Welt 2315 Jahr, vor Christi Geburt 1647, nach der Sündfluth 757 Jahr ungefehrlich, Teuton den Vater aller Teutonum und Teutonariorum, dieser satzt sich in diese Länder, zu den alten Tuiscones über die Elbe, und seind die ersten rechten Edlen Holsteiner, Mechelburger, Rugianer, Pommern bey dem Hafft hieher über die Elbe, die Westphalen an der Weser umb den Teutoburgischen Walde, da Saxen und die Alte Marck ist. Diese Teutones, große starcke Leute, mit Fellwergk bekleidet, haben anfänglichen in Hölen der Erden unter den Bäumen und Wälden gewohnt, sich ihrer Viehzucht und geringen Ackerbaws ernehret, ihre Götter seyn gewesen Isis, die Haußfrau Gambrivii, ihres Anhern, und Hercules, der Sohn Gambrivii, den sie in Kriegen hefftig angeruffen, Isidem aber haben sie geehret in Gestalt Cornutae Lunae, als einen zunemenden oder abnehmenden Monden, haben derselben ein sonderlich Phanum gehalten auf Lüneburg, welches sie Isisburg, Isenburg, quasi Castrum Isidis geheißen, da der Namen Lüneburg blieben, daher auch der Fluß die Iser den Namen hat im Lande zu Braunschweig. Item Lunicam, Velledam, Auriviam, Uchtam, Busanam vel Bysam, Gezam, daher die Flüsse der Alten Marck noch ihren Namen führen. Item das alte Phanum Isidis an der Milda vorhanden ist. Also haben solche Teutones geehret einen Gott, den sie Hama magnum genant, und ist eigentlich Jupiter Hammonius gewesen, oder Jupiter cum Maja, dem sie sein Phanum gehalten zu Hamagaburgk, welches nun ist Hamburgk, daß Hamburgk nicht den Namen von dem Kämpffer Hama der Saxen (wie Sialandicus will) hat, sondern von diesem Hamago. Also haben sie Hortellam, eine Göttin der Gartenfrüchte, und Zeram (welches ist Ceres) die Göttin der Erden erdicht, angebetet, und weil sie ihren Wohnungen, den Wäldern, Bäumen und Wassern in ihren Landen die Namen ihrer Götter gegeben, haben wir in der Alten Marck viel desselben Beweis als Sylvam trementem Hortellam, den die Bauern noch heißen den freyen Tremeling. Item die Ortel, welchen die Römer hernach von ihrer Grentzgöttin Oram genannt haben.

Also liegt ein Dorf nicht fern von Osterburg bey Owlosen, heißt Deutsch, und ein Wald und Wasser heißt die Hammey, vom Gott Hammago, und die alte Hammon Clause, bey dem Dorffe Kutzebw, und ein Wasser die Zera genannt, von der Göttin Zera oderCerere. Also haben solche Teutones ander Götter mehr gehabt, als Mercurium, den sie jährlich einen Menschen geopffert, Item Martem, Vulcanum und die Sonne, haben das Feuer und die Erde besonder angebetet, welche sie Herdt- oder Herthumb genant, als ein Erneuerin aller Ding. Sie haben auch viel zu thun gehabt mit ihre Wündschel Ruthen, geschälten Stäben, Vogelflug und Pferdegeschrey, die sie ernehret in heiligen Wälden etc.

Solche Teutones haben große Kriege geführet mit den Dähnen, besonder unter ihrem Fürsten Scatone, der sich mit Sialdo, dem König der Dähnen geschlagen, umb einer schönen Magd willen, welche Sialandicus Alvildam nennet.

[21] Also seyn Teutones die andern Völcker, so diese Länder an beiden Ufern der Elbe bewohnet haben. Mittler Zeit seyn die Geten, Geters Kinder, des Sohnes Aram von Sem, welche Gotten genannt seyn worden, mit Sala, Arphachsatz Sohns Kindern und Geschlechte, aus Asia vom Flusse Denester oder Nester (welcher auch Tyras vom Tyra, dem Sohne Japhet, dem Bruder Gomer genandt ist) über die Vistel oder Weichsel kommen, und die Länder über der Elbe gantz erfüllet, und sich darein gesetzt, zu den alten Cimbris, Tuisconibus, Teutonibus und Teutonariis, so noch übrig, und Allemani heißen, haben Schweden, Gottland, und was da liegt am Baltischen Meere, umbliegenden Insulen und auffwerts nach der Havel, Sprew oder nach dem Böhmischen Gebirge inne gehabt, daher noch der Name blieben, Gotland, wie sich die Könige zu Dennemarck schreiben, der Gotten König. Item Sinus Goditanus, Codanus und Gedanum, davon Celdos (Celtes?) sagt: sed quoniam Gedanum Gottorum a nomine dictum Hicque sinus Codanus nomine elatus habet. Diese Gotten seyn zum Theil wieder auffgebrochen, von dannen aus diesen Landen, haben erstlich Daciam und Pannoniam eingenommen, wie man noch in der Walachia und Siebenbürgen überblibene Gotten findet, also seyn noch Gotten in Taurica Chersoneso, die da deutsch reden und sich Gotten nennen, bauen Weinberge, denn Gotten seyn Deutsche gewesen. Aus Pannonia seind sie hernach unter ihrem Fürsten Theodorico, den man nennet Diederich von Bern, in Welschland kommen, die bezwungen Rom. Item, anno Christi 554, haben sie Hispaniam überfallen und große Thaten gethan und ein Königreich angericht.

Hier disseit der Elben aber geben sich herauff von Rom die Schwaben, Svevi Kinder und Nachkommen, an welchen Rhein sie kommen waren, vor Christi Geburt, 1743 Jahr, nach der Sündfluth 661 Jahr, auffgetrieben von den Gambriviis oder Sicambris, die Vettern der Francken, welche am Rhein und Mosel ihr Reich angefangen, die sie zwungen und befriedeten. So fielen die Römer über'n Rhein, ohn Unterlaß, waren ihnen verdrüßig. Solche Schwaben satzten sich zu den Teutonibus ein, da nun Hessen, Hartz, Westphalen, Sachsen und Marck ist, nahmen ein den gantzen Tract bis an die Sala und Elbe, waren in viel Fürstenthum und Herrschaften getheilet. Orosius heißt es Pagus, Cäsar ein Aw. Ich will aber jetzt die andern fahren lassen und Kürtze halben geschweigen und allein diese anzeigen, so diese Länder bewohnen.

Als Cherusci haben anfänglich an der Elbe gewohnt umb Zerbst mit dem Anhaldischen Lande zwischen der Sala und Hartz, seynd die rechten Härtzischen Schwaben gewesen, welche, wie Tacitus schreibt, stets mit den Gotten (das seynd Hessen gewesen) gestritten haben. Diese Chirusci seind verrückt über den Hartz, haben Nordhausen und andere Städte erbauet, davon sagt Claudianus: Ingentes Albim liquere Chirusci. Dieses alte Geschlecht seind gewesen die Edlen Freiherrn von Hageborn zu Halleben bei Halle, Item die Herren zu Wallersee, et corrupto nomine Wildensee, ist nun die Graffschaft Dessaw, haben gewohnet da die Elbe und Mulde zusammenfließen, da noch die Anzeigung seyn eines alten Schlosses. Item die alten Grafen von Reveningen, die da haben gewohnet bey Münch-Newburg an der Saal. Bei Kalbe ist ein herrlich alt Geschlecht, von welchem ich drunten schreiben will.

Longobardi, nicht von ihren langen Bärten, sondern von ihren Hartzischen [22] Parten, damit sie stritten, Langobardi genannt, haben an der Hortel oder Ora bis an den Hartz gewohnet, da nun ist die Bürde und das Ertz-Bischoffthumb Magdeburgk. Es heißt aber die Bürde auf alt deutsch quasi horreum, daß es ein fruchtbar Land von Korn ist. Diese Longobarden haben sich aus der Bürde und Hartz außgebreitet und biß an die Weser und nach der Elbe begeben, halb Berdewigk gebauet, Anno mundi 3015. Ihre alte Fürsten seyn gewesen: Ajon, Theion, Agelmund, Amasius, Litzu, Hildeah, Bodoch, Claffo, Thato, Unatho, Valtarich der Vater Albonii. Da es nun an dem war, daß Gott die Sünde der Völcker mit neuen Völckern straffen wolte, denn er versetzt die Reich: Erhuben sich zum Theil diese Longobardi mit etlichen Senonibus, zogen in Pannoniam und endlich nach 42 Jahre verrückten sie mit diesem Albinio in Welschland, beruffen von Narseto wider die Gotten Anno Christi 568 Jahr, oder wie Blondus will, 579 Jahr, da sie denn das Longobardische Reich angefangen, welches blieben bis auff die Zeit Caroli Magni.

Angrivarii. Diese haben gewohnet an der Elbe, gegen Morgen, und etwas Mittag, am Vorgebirge der Alten Marck, am Pfuhl Thola, die Tholla genannt, von dem Flusse die Anger bis an die Ora, an der Ucht und Balsam, bis an die Bisa und an das Bisenthal, und dem Aland nach Mitternacht. Diese haben gebauet am Einfluß der Anger in die Elbe die Stadt Angermündt, von welcher Stadt dasselbe Land der Angrivarien, das Land zu Angermündt genandt ist worden, Anno vor Christi Geburt 400 Jahr. Item sie haben gebauet das Castel Angern und das Flecklein sampt einen starken Castel an der Uchte, das hernach Heinricus Auceps Stendal ausgebawet hat, Anno 921 und Marggraf Heinrich den Thurm S. Nicolai 1187. Und auff der Heyde baueten die Angrivarii Tolonam sampt einem Castel nahe derbey und etliche mehr Schlösser, von welchen ich abnehme, muß Borgstal eins seyn und Alt-Newendorff.

Diese Angrivarii verrückten abwerts an der Bructerer Land, an die Weser, Ems, Lippe und haben Engern erbaut, und werden die Angeri genandt in den Historien, aus welchen ihren alten Engerischen Fürsten gewesen sein Voden, Vecta, Vectus und Wettgislus, die Söhne seind gewesen Hingst und Horsta, und die Tochter Engla, von welchen hergekommen seind die Könige in England. Und aus diesen Fürsten und Herren zu Engern große Könige, Chur- und Fürsten zu Sachsen, auch in Engelland, auch die Stämme der Hochgebornen Chur- und Fürsten Marggraffen zu Brandenburg und die Hochgebornen Fürsten zu Braunschweig und Lüneburg, auch viel Hochlöblicher deutscher Kaiser, wie drunten soll dargethan werden.

Langobardi die rechten Edlen Altmärckischen Schwaben, haben gewohnet von der Bisa oben an, und dem Bisenthal, das mitten durch die Alte Marck gehet, darinn die Bisa läufft, vor der Cera, der ich droben gedacht, wie sie den Namen hat von der Cerere, bis an und umb die Jetza, den freyen Tremeling nach der Ora, und Lande zu Braunschweig, und nach der Lüneburgischen Heiden, und ist von den Zeren das gantze Land und der Strich das Land zu Zermünd genandt. Diese Langobardi haben hoch geehrt und angebetet der alten Teutonum Götter Isidem, das ist Lunam, Hamagum, Zeram das ist Cererem, aber die nicht Zerem, sondern Zitzam genant (daher das Wort Zitten oder Zitzen kommet); quasi dicerent Mammosam, Polimastin, [23] Altricem als eine Ernehrerin aller Dinge. Sie haben auch fürnehmlich frühe und spat die Sonne angebetet, Inspectorem omnium rerum. Derselben sie ein sonderlich Phanum und Stadt gebauet, vor Chr. Geburt 318 Jahr, und das Solt Wel genannt, als ein Hauß der Sonnen, denn Wel auf Alt Deutsch heißt ein Haus, domus quasi Solis, Soltwel, daher sagt man Welsandt, das ist Sand im Hause oder Haußsandt, damit man scheuret, oder die Schmiede brauchen im Hause. Also sagt mau Wellerwand, das ist ein Wandt des Hauses, so umbs Hauß gehet, wie in der Bürde und Thüringen zu ersehen ist. Von dem Worte Salisquella, davon etliche ihre derivation nehmen, weis ich nicht zu sagen. Sollten aber alle OerterSalisquella oder Saltzwedel heißen, da Salzbrunnen rinnen, müsten viel Saltzwel seyn. Es ist aber der Ort gewesen, da die Stadt gestanden, ehe die Stadt fortgebauet von Druso, davon unten folgen wird.

Der Longobarden Fürsten seyn gewesen die Herren von der Zera oder Zermund, haben gewohnet auff einem alten Schloß an der Bisa, nicht fern da ein Strom gehet aus der Bisa, in welchem läufft die Hamey und wird endlich die Zere genandt, welches Schloß erstlich Zervest genant ist als eine Veste an der Zere, aus welchen Herren von der Zera herkommen seind die Graffen von Aldenhausen und Osterburgk.

Senones haben anfänglich gewohnet hier disseit der Elbe, von der Bisa an biß an die Zera umb und an dem Alande, und abwarts der Elbe, den Tract, die Lentzische Wischke genant, nach Lüneburg, und gegen Morgen nach der Elbe, welches Theil die Wische genant wird, quasi pontum, da hernach niemand gewohnet, von wegen dem Außlaufen der Elbe (wie es nun leider etliche Jahr her geschehen ist). Solches Land Senonum hat man das Senland vor Alters geheißen, von den Senonibus, diese haben erbauet Senhausen, welches nun Seehausen heißt, um das 400. Jahr vor Christi Geburt, und ist die alte Stadt am Aland, das man jetzt zu S. Jacob heißt, gelegen.

Diese Senones begaben sich mit der Zeit über die Elbe, und nach Aufziehen der Gotten, denen sie verdrießlich, begaben sie sich gantz hinüber, lagerten sich ein zu den heimbleibenden Gotten und Teutonen, vornehmlich umb die Sprew und Havel, ins Bischoffthum Havelberg, ins Haveland und Land zu Rinaw, da sie dem Wässerlein, der Rein genandt, den Namen gaben, zum Gedächtniß ihres alten Vaterlandes, daß sie vom Rhein kommen waren, gaben sich immer auffwerts nach der Oder und Weichsel, bis an das Carpatische Gebirge, welche montes Suevici geheißen, und immer nach dem Sudetischen Gebirge Ahnni, die Sala, und abwerts bis an das Baltische Meer, welches mare Suevicum geheißen.

Dieser Senonum Fürst Brenno hat Brandenburg die alte Stadt gebauet, vor Christi Geburt 416 Jahr, und solche Schwaben Senones, haben auch Havelberg, Rathenau, Godabw, Güterbock, Wittenberg anfänglich, die Zann und was hinüber ligt von alten Städten und Flecken, erbauet. Welcher Senonum alte Edle Herren auch gewesen seyn die Herren von der Zaan, haben in Waffen gefuhret im blauen Felde einen Widderkopf mit gülden Hörnern, aus welchen Herren von der Zana die Edlen von der Schulenburg, Gelrn (da sie ins Land kommen seind) ihre Anherrn haben etc. Es seind aber die Schwaben, die diese Länder bewohnet, sampt den Cimbris, Teutonibus, Tuisconibus und Gotten, ein grausam Volck gewesen, und welchen [24] die Senones, die Mitternächtigisten, den Römern alles Hertzleid gethan haben, kan aber ihre große Thaten Kürtz halben nicht hier erzehlen, daß sie auch unter ihrem Fürsten Brenno Rom selbst gewonnen haben.Anno Urbis 360, etliche setzen 365, vor Christi Geburt ungefährlich 400 Jahr.

Dieser Senonum Fürst ist gewesen Ariovistus, der sich mit Julio Cäsare 49 Jahr vor Christi Geburt ge schlagen hat. Wie denn hernach Herminius oder Herman Fürst der Cheruscer und Longobarden Vari 3 Legiones mit aller Hülffe im Teutoburgischen Walde nicht fern von Badeborn, zwischen der Lip und Ems mit dem Feldherrn Varo erlegt hat, unter dem Kaiser Augusto.

Endlichen ist Claudius Drusus Nero, der Bruder Tyberii über den Rhein kommen, nach der Geburt Christi 7 Jahr, hat mit den Cheruscis und Cattis an der Weser und mit den Bructeris an der Ems sich geschlagen. Und nachdem er die Länder an der Mosel und Weser eröbert, greiff er auch an die Schwaben zwischen der Elbe und Sala, machte die ihm auch zinßbar, vornehmlich die Hermanduros und Angulos, bauet auch alda zur Besatzung und Erhaltung der Lande viel Castella an der Sala, Elster und Lupa, als Marsburg, quasi burgum Martis, darnach die Altenburg an dem Wässerlein Clia, auff dem Berge bei Marsburg nach Mitternacht.

Darumb mit Druso die Schwaben hefftig stritten, auf welcher Altenburg hernach Edle alte Herren der Schwaben gewohnet, die sich geschrieben Herren zu Altenburg, aus welchen Carolus Magnus Graffen zu Altenburgk und Marsburgk gemacht hat, davon drunten weiter sol gesagt werden. Also hat Drusus auch gebauet den alten Gibichenstein und Newburg, auch am Hartz Kiffhausen.

Endlichen greiff Drusus auch an Longobardos und Lacobardos, die zu Hülffe rufften die Senones über der Elbe, rücket mit seinen Legionibus in die Alte Marck, lagerte sich oben am Bache der Rhein, Lausebach, Weteritz, und dem Ursprung der Millda, hält alda sein frey Feldlager, welches die Römer nanntenGarda Legionam, bauet allda ein Fleck, und nant esGardalegionam Claudii. Und dieweil allda ein altPhanum Isidis war, von den alten Teutonibus gebauet, bauet er da in den Zusammenlauff der Wasser ein groß starck Castel, nant es mit dem alten Namen der Isenburg, die Bauern nandten es die Isern, und die Wenden, so lange hernach dafür gelegen und nicht gewinnen kondten, hießen es Os vel Fauces ferreas, die Eysern Schnippe. Also hat das Schloß den Namen bekommen und die Stadt heißt Gardalegiona eigentlich, und nicht, daß es in dem Garten liegt.

Aus der Gardalegion vorrückt Drusus gegen Abend ins Land Zermund zwischen der Zera und Jetza, stürmet das alte Soltwell, gewann das und bawet darbey ein starck Castel, und new Phanum Solis, welches nun ist die itzige alte Stadt Saltzwedel und das Schloß, wie denn der Thurm im Schloß Saltzwedel und Garlegen eine Gestalt haben, und ließ allda ein große starcke Besatzung der Römer, an den eußersten Grentzen der Römer in diesem Landen, darumb er auch Hortellam, welche den Namen hatte von der Gartengöttin Teutonum, den Namen Ora, der Römer Grentzgöttin gab, welche Ora ist gewesen Hersilia, die Haußfrau Romuli. Setzte alda auch Principem Luctandum als den ersten Marggraffen, mit Namen Clodium, einen Edlen Römer, wider Einfall der Schwaben und Teutonum über der Elbe, und der Sachsen, die sich auffwarts gaben.

[25] Daher es noch heißt die alte Römische Marck oder die Marck zu Saltzwedel, so es doch zuvorn das Land zu Zermund genandt worden ist, von der Zera, welcher Name, wie in alten Briefen zu ersehen ist, auch hernach noch lange geblieben ist. Also daß die erste Marck in diesen Landen Drusus verordnet hat, ungefährlich im 11. Jahre vor Christi Geburt, und war der erste Marggraff, nemlich ein Römischer Fürst Clodius genandt gewesen.

Es bauete auch Drusus zu Erhaltung der Lande an der Elbe viel Castella, denn er nun das Land Zermünd ihm zinßbar gemacht, auch das Land Angermünda, Senland und Balsamerland, auch die Beretz, nemlich Castellum und Phanum Veneris, welches die Schwaben hernach hießen die Magdeburgk oder Meideburg. Item Castellum Ragusii Centurionis ist Ragetz, Castellum Anguriae ist Angermünd, das alte Schloß, da der Thurm stehet, Castellum Aquilarum ist Arnburg, Castellum Vari, zum Gedächtniß des Namens Vari ist eigentlich Werben, da nun der Compterhoff stehet. Es bauet auch Drusus im Biesenthal hinauff nach seinem Lager, Castellum Ostorum, da die Uchta und Bisa, und drunten der Aland zusammenlauffen, welches hernach die Osterburg geheißen, vom Osterlande nach der Elbe, nach dem Osten, da es im Ecke liegt. Item Castellum Centurionum ist eigentlich Crumke, Castellum Clodii, Principis Limitanii, da er seinen Sitz gehabt, ist Gladigaw, davon das Holtz der Cley hieß,quasi arx et silva Clodii, nicht weit von der Zervest, da die alte Herren von der Zera gewohnet haben. Fort hinan ist gebauet Castellum Galba, da die Milde in die Bisa läufft, ist Kalbe. Also bauete auch Drusus mitten in die Ora, in die Grentz, Castellum Galba, das ist eigentlich Kalforda, und nicht fern bey dem Ursprung der Jetza zwey Castel, seind eigentlich Betzendorff und Apenburgk, und wenn der gütige Leser solche alte Römische Castella recht bedenckt, gibt es sonderliche Geschicklichkeit der Römer, diese Lande zu beschützen, und daraus weiter zu kommen.

Es transferiret auch Drusus viertzig tausend Schwaben in Reciam, wie Augustus zuvor auch soll gethan haben, da sie nah wohnen.

Als aber Drusus wieder nach Rom sich gab, und triumphiret von diesen Landen und Cajus Silius Anno Christi 17 wieder schlug die Cattos und Marsos, und Consul Stertinius die Cheruscos, mit Hülffe dieser Römer, die in der Besatzung lagen in der Soltwedelischen Marck und nicht groß Glück bey den Römern war, denn die Schwaben wehrten sich hefftig.

Da kam Drusus Getmanicus, Drusi Neronis Sohn, und greiff die Catten (das seyn Hessen) wieder an, aber Drusus Germanicus stürtzte mit seinem Gaul, zubrach einen Schenckel, oder wie Florus schreibet, ward hefftig verwundet und starb.

Da berufften die Schwaben die Sachsen (welche ohne das immer umb sich frassen) wider die Römer, schlugen die Römer zurück, trieben sie wieder aus der Alten Marck und diesen Landen immer auffwarts. Als nun die Schwaben der frembden Gäste gern wären wieder loß gewesen, blieben die Sachsen alda, satzten sich zu den Longobardis, Lacobardis, Angrivariis, Cheruscis, Bructeris, Caucis ein und trieben die aus und hies: veteres migrate coloni, tilgeten und rotteten aus solche Schwaben, was sich nicht unter ihr Joch gab.

Es seind aber die Sachsen (wenn mans klaubt) Saca, rechte alte Tuiscones und Teutones aus Asia, die sich in Scandinaviam anfänglich gelagert haben, und seind die rechten Scandinaviani. Doctor Crantz sagt, das seyn [26] Catten, C in S mutando Sassi, Saxi, Methodius sagt, sie haben ihren Namen von ihrem Fürsten Sax oder Petroclo. Diese Saca oder Sachsen haben mit den Dähnen große vielfältige Kriege geführet, vornemblich umb Juciam, daraus sie die Thüringer vertrieben hatten, die alda als Gottische Völcker gewohnet haben.

Es mag der gütige Leser selbest sehen Saxonem Sialandicum, von Hericho oder Heinrich, Sigfrido, Hundingo und Geldero, den Königen der Sachsen und ihren Thaten. Item von ihren Fürsten Swertingo und Hanefo, unter welchen Christus geboren. Wie sie mit Frontono II., dem Könige der Dähnen Hauß gehalten haben. Item von Sybero und Julio, den Fürsten von Engern, derer ich oben gedacht habe.

Diese Senones aber über der Elbe, weil die Römer hier diesseit der Elbe mit den Schwaben im Gemenge lagen, wurden von den Heneten und obotriten Wenden überfallen, getödtet und verjagt, welchen die Veneti Sclaven folgeten und alles erfülleten, von der Wolga und Weichsel an, bis ans Polnische und Bohemische Gebirge, biß ans Meer, Elbe und Sala, das alte Vaterland Cymbrorum, Ascanum, Teutonum und Gotten, unter welchen Heneten die Obotriten, welche ihren Namen gehabt von ihren bundten Kleidern, haben gebawet die Stadt Mechelburg über Wißmar, Cissin und Rostock, unter ihrem ersten Könige Antzirto, welcher seinen Ursprung von dem alten Edlen Herculis hatte. Unter ihrem Könige aber Hottero ist Christus unser Herr geboren, des Sohn Visislaus I. die Schwaben über Elb gantz tilget und ausrottet.

Dieses Visislai, des ersten Sohn Visilavis der Ander, gewann Brandenburg im 90. Jahr Christi, von welchen Heneten kommen her die Hertzogen zu Mechelburg und Pommern.

Mittlerweil seyn die Sicambri oder Francken ihre Väter gewaltig worden unter ihren sonderlichen Königen, jagten die Römer, welche die Sachsen zurückgeschlagen hatten, überm Rhein und aus gantz Deutschland.

Die Thüringer, recht Edle theure Gotten, herkommende von Tyras oder Thyra dem Sohn Japhet, und Brudern Gommer, waren mit den Fimis und Herulis, aus Jucien von den Sachsen außgetrieben, nun vorlängst überm Hartz kommen, und sich gelägert ins Hartzthal, in der alten Chatten Land, unter welchen Salah Kinds Kinder dem Fluß Salah den Namen gaben, und baueten Salaburg und Salafeld, da ist auch noch mons Herulorum, der Herselberg und das Fimische Gebirge zur Anzeigung. Es hatten aber solche Thüringer das Hartze Thal, das Ost-Francken am Maine bis an den Neckar, Hessen, und die Länder bis an den Rhein, hatten ihre sonderliche Könige, schlugen sich hefftig mit den Wenden über der Sala, die Soraven oder Sorben genandt.

Es seyn auch noch der Thüringer Graffen, als Schwartzburg, Gleichen, Orlamünd und Weymar sampt andere Gottische Edle Geschlechte. Rithmier aber, der Francken König, und Hermanfried, der Thüringer König, schwuren zusammen, griffen die Sorben erstlich an über der Sala, zogen vor auff die Wenden über der Elbe, gewannen Brandenburg wieder, und schlugen den Wenden Visislaum den II. todt, trieben die Wenden mit Macht zurück über die Oder, und zu der Zeit machten die Francken und Thüringer nach dem Exempel Drusi zuvor zwo Grentz-Besetzung und Marggraffthum, besetzten die mit achtzehentausend Mann.

[27] Die erste Grentz-Besetzung gegen die Sorben war auff Landsberg an der Sala, welcher Marck Wapen ist gewesen 2 blawe Strich abwerts im gülden Felde des Schildes. Die ander Marck oder Grentz-Besetzung war auf Landesberg an der Ober gegen den Polnischen Grentzen. Ihr Wapen ist ein schwartzer Hahn mit gülden Beinen und Schnabel gewesen im rothen Felde.

Marcomir Marggraff zu Brandenburg, von welchem die Kriegsleute, die in der Grentz-Besatzung lagen, die Marcksmannen genant seind worden, diesen verjagten erstlich die Wenden, aber er schlug sie wieder gewaltiglich und erhielt Brandenburg wider Triticum König der Wenden.

Brando, Marggraff zu Brandenburg, bauet Brandenburg die Newe Stadt, Anno Christi 230 oder wie etliche setzen 270, ward von dem Wenden Tritico todt geschlagen und gewonnen Brandenburg die Wenden wiederumb, die Hanen frassen die Greiffen auff, dieser König der Wenden Triticus machte mit den Thüringern Freundschafft, gab seinem Sohn Tenerico Bigonnam, die Tochter Fridigerni, Königs der Thüringer. Mit dieser Bigonna zeuget Tenericus, König der Wenden, den großen König Alberich, der Schweden, Gottland und das gantze Land über der Elbe innehatte. Die Francken aber bekamen nunmehr so viel zu thun mit den Gallis, Sachsen und Thüringern, daß sie der Wenden vergaßen, und blieben die Heneten und Wenden über der Elbe unbefehdet lange Zeit, befreundeten sich auch mit den Sachsen, denn Vißmar, der Sohn Alberich, nahm zur Ehe Annalimtham, geborne Königin der Sachsen, machten Bündnis wider die Francken. Also nam diese Marck zu Brandenburg auff Landsberg an der Oder aus dem Königlichen Fränckischen Stamm ein Ende.

Fußnoten

1 So nach Ammersbach, Churbrandenb. Chronik S. 19 etc.

2 Dies ist Gambrinus, der Bierkönig.

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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Erster Band. Die Sagen des Hauses Hohenzollern. 10. Die Sagen von den ältesten Bewohnern Deutschlands. 10. Die Sagen von den ältesten Bewohnern Deutschlands. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-5036-7