1048. Der Fischwinkel.

(S. Nieberding a.a.O. S. 52.)


Auf der Grenze zwischen dem Dorfe Emstecke und der Drantummer Gemeinheit-Mark, südostseits des Emstecker Esches unweit desselben im offenen Felde findet man einen von mehreren Gräben- und Wällenresten eingeschlossenen Burgplatz, welcher noch heute den Namen des Fischwinkels führt.

Der gestrenge Besitzer desselben war zugleich Eigenthümer der Niemanns Stelle und des Zehntens zu Drantum. Er wirthschaftete aber so schlecht, daß er bei seinem Tode seinen beiden einzigen Töchtern diese seine Wirthschaft in einem verschuldeten Zustand hinterließ. Aus Mangel an Vermögen und körperlichen Reizen blieben diese ehelos, wurden alte Jungfern und unfähig, ihren Unterhalt zu verdienen. Sie boten daher den Einwohnern der Bauerschaft Drantum mehrmals den Zehnten an, unter der Bedingung, ihnen dafür bis zu ihrem Tode den Lebensunterhalt zu geben, was diese aber ablehnten. Jetzt wurde ihre Noth so groß, daß sie ein Schaf stahlen, um ihren Hunger zu stillen. Sie geriethen darüber in Untersuchung, und in der Noth boten sie der Aebtissin zu Malgarten den Zehnten und ihr ganzes Vermögen an. Dieses wurde angenommen, die alten Mädchen kamen von der Strafe frei und erhielten im Kloster ihren Lebensunterhalt. So kamen die Niemanns Stelle und der Zehnten zu Drantum an das Kloster Malgarten und sind seitdem bei demselben geblieben. Die Burg zerfiel später und der Platz wurde wieder Markengrund.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Hannover. 1048. Der Fischwinkel. 1048. Der Fischwinkel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-5B9A-F