[Welch ein Zustand! Herr, so späte]

Schenke

Welch ein Zustand! Herr, so späte
Schleichst du heut aus deiner Kammer;
Perser nennen's Bidamag buden,
Deutsche sagen Katzenjammer.
Dichter

Laß mich jetzt, geliebter Knabe,
Mir will nicht die Welt gefallen,
Nicht der Schein, der Duft der Rose,
Nicht der Sang der Nachtigallen.
Schenke

Eben das will ich behandeln,
Und ich denk, es soll mir klecken,
Hier! genieß die frischen Mandeln,
Und der Wein wird wieder schmecken.
Dann will ich auf der Terrasse
Dich mit frischen Lüften tränken;
Wie ich dich ins Auge fasse,
Gibst du einen Kuß dem Schenken.
[122]
Schau! die Welt ist keine Höhle,
Immer reich an Brut und Nestern,
Rosenduft und Rosenöle;
Bulbul auch, sie singt wie gestern.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Werke. Gedichte. West-östlicher Divan. Das Schenkenbuch. [Welch ein Zustand! Herr, so späte]. [Welch ein Zustand! Herr, so späte]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6916-D