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An Carl Ludwig von Knebel

Daß die Herzogin Mutter und die Prinzeß und also auch deine Fräulein Schwester glücklich zurückgekommen, davon wirst du schon Nachricht erhalten haben. Wir hoffen auch von dir und von Jena überhaupt bald wieder Gutes zu vernehmen: denn leider hör' ich, daß ihr noch mit Blessirten sehr überhäuft seyd.

Ein halber Eymer rother Wein zu 14 rhn ist von Erfurt für dich angekommen. Wenn Jemand herüberfährt, so laß ihn abholen. Find' ich früher Gelegenheit ihn zu schicken, so thue ichs auch.

So eben erhalte ich deine beyden Briefe. Der zweyte gereicht mir zum Trost. Leider läßt sich wenig rathen und helfen. Fritsch ist gewiß ein tüchtiger Mann; aber ich weiß ja, wie mir's in Friedenszeiten bey meinen Anstalten ging. Ich hielt die größte Ordnung, und wenn ich den Rücken kehrte; so machten sie mir, aus den kleinsten persönlichen Rücksichten und Zwecken, die dümmsten Streiche. Überhaupt sieht man erst jetzt, wie sehr das Land von Männern degarnirt ist, die Sinn und Energie besitzen. Lasse daher nicht ab, in diesen kritischen Augenblicken durch dich und deine nächsten zu wirken.

Auch hier giebt es manches zu thun und zu bedenken; aber bey uns herrscht doch eine größere Ruhe, [224] ja man hat gewissenmaßen lange Weile, weil man zur Arbeit keine Sammlung und Stimmung findet. Indessen sende ich doch heute etwas Manuscript der Farbenlehre an Frommann. So wie jeder sein Gewerbe wieder anknüpfen muß, so wollen wir's denn auch an dem unsrigen wo möglich nicht fehlen lassen.

Viele Grüße von mir und den Meinigen mit dem Wunsche, daß wir uns bald, wo nicht in völligem Frieden, doch wenigstens in leidlichem Ruhezustande wiedersehen mögen. Auch an die Tümplingsche Familie viel Grüße und Wünsche.

Weimar den 1. November 1806.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D74-A