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An Carl Friedrich Zelter

Als ich das Verzeichniß übersah deiner vielfachen Compositionen zum Divan, fiel mir überhaupt auf, daß man viel zu leichtsinnig umgehe mit dem Guten und Edlen, was uns der Tag bringt, und es eben so hingehen lasse wie das gemeine Gewöhnliche; und ich bedauerte daher so manche schöne deiner Compositionen, [116] welche mir durch die Hände gegangen, ohne daß ich wüßte wohin. Mein Verdruß war aber gemildert, als ich den Notenschrank eröffnete und ihn fand wie ein altes Archiv unbenutzt, aber unberührt.

Hiebey folgt also das Verzeichnis, das ich sogleich fertigte, wozu sich vielleicht eins und das andere noch hinzu findet. Überschaue nun, was du mit Bequemlichkeit mir weiter mittheilen kannst. An Eberwein ist schon einiges übergeben, er will es mir durch Choristen und Seminaristen vortragen lassen. Und so gelangt das Entschlafene wieder zum Leben, das Eingeschlafene wird wach.

Von Demoiselle Sontag weiß ich noch weiter nichts zu sagen als das allgemein Bekannte: daß sie mit der heimlichen Heyrath, unter höchstem Beyfall geschlossen hat. Den weitern Verlauf nächstens.

Mehr nicht für heute. Einige Büchlein und Hefte liegen bereit, sie folgen ehestens mit der fahrenden Post, sobald ich den Schluß von Kunst und Alterthum hinzufügen kann.

Und hiemit allen guten Geistern befohlen.

treu gesinnt

Weimar den 8. August 1826.

Goethe. [117]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6DDB-6