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An den Herzog Carl August

Daß Sie Sich, unter den gegenwärtigen Umständen, noch mit der mechanischten aller Wissenschaften,[172] dem deutschen Theater abgeben mögen, läßt uns andre Verehrer der Irene hoffen daß diese stille Schöne noch eine Zeitlang regieren wird.

Wir haben wenigstens diese Tage her uns mit dem Schloßbau Plane so ernstlich beschäftigt als ob wir dem friedlichen Reiche Salomons entgegen sähen. Arens hat uns recht schön aufs Klare geholfen und wir können den ersten Schritt mit Zutrauen und gutem Muth wagen.

Arens hat auch einige artige Zeichnungen für den Parck hinterlaßen und sich durchaus als ein geschickter, verständiger und redlicher Mann gezeigt.

Der Coadjutor hat ihm aufgetragen eine Façade zu dem Stutterheimischen Gebäude zu zeichnen. In Gotha sind wir wohl aufgenommen worden, und der Herzog hat einen Riß zu einem kleinen Gartenhaus von ihm begehrt.

Hier werden Sie bey Ihrer Rückkunft alles bereit finden und man wird sogleich mit der Arbeit anfangen können. Die meiste Zeit des vergangnen Monats habe ich auf dieses Geschäfte verwendet. Auserdem noch Fausten und das Botanikon in Buchhändlers Hände geliefert.

Mit Vergünstigung der Göttin Lucina hat man auch der Liebe wieder zu pflegen angefangen. Der kleine Pathe wird mager, die Frauen sagen aber: bey dieser Diät geschehe es so. Biß in die zwölfte Woche müßte man Geduld haben.

[173] Gestern ist das erste Eroticon in diesem Jahre zu Papier gekommen.

Wir erwarten täglich Nachricht von Baldauf und werden sodann nach Ilmenau gehen. Der Bergrath Voigt beträgt sich sehr brav oben, es war das einzige Mittel das Geschäft wieder in Schwung zu bringen.

Der arme Meyer in Rom kann Ihre gute Gesinnungen, ihm dort einen Zuschuß zu gönnen, nicht wie zu wünschen wäre genießen. Seinen traurigen Zustand beschreibt beyliegendes Blat. Er mag nur vorerst in die Schweiz schleichen. Hat er sich ein wenig erhohlt, so mag er zu uns kommen. Wenn er stirbt, so verlieren ich einen Schatz den wiederzufinden ich fürs ganze Leben verzweifle.

Ich lege einen Brief vom Prinz August zum Gegengewicht bey. Er ist lustiger und wohler als er jemals war.

Die Wiederkunft Ihrer Frau Mutter verzieht sich und es ist mir sehr lieb. Wenn Sie Ende Mays wieder hier ist, wird ihr der Wechsel doch nicht sogleich empfindlich. In Italien sollen himmlische Tage seyn. Nach unsrer Witterung läßt sichs dencken.

Ihre Frau Gemahlinn hat uns einige Sorge gemacht, sie wird selbst schreiben; auch der Kleine war nicht wohl ist aber jetzt wieder hergestellt; sein Bild von Lips ist ganz fürtrefflich gerathen.

So viel von privatis und privatissimis indessen Sie in publicis versiren. Vollenden Sie Ihre Geschäfte[174] glücklich und bringen uns die Beschäftigung des lieben Friedens mit. Denn da eigentlich der Zweck des Kriegs nur der Friede seyn kann; so geziemt es einem Krieger gar wohl wenn er ohne Krieg Friede machen und erhalten kann.

Hierbey liegt eine Visitenkarten als Document daß Hetzer endlich Anstalt macht würcklich aufzubrechen.

Doch Sie recht wohl und lieben mich.

W. d. 6. Febr. 90.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1790. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-705B-9