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An Christoph Ludwig Friedrich Schultz

Ew. Wohlgeb.

liebevoller Brief ist mir zwischen den Mauern von Paulinzelle durch meinen Sohn überreicht worden, dem ich daselbst, als er von Ilmenau kam, zu bezeichneter Stunde abgeredtermaßen begegnete. Haben Sie den besten Dank für die Theilnahme an dieser stillen Feier und erhalten mir jene unschätzbaren Gesinnungen die so wohlthätig auf mich wirken. Auch konnte ich an derselben Stelle Ihres Reisegefährten Begrüßung durch den Beyfall erwidern den ich seiner Bemerkung gab: daß eine so reinliche Bauart wie diese keineswegs durch löcherigen Kork nachgeahmt werden könne.

[236] Leider, gleich in den ersten Stunden nach Ihrem Abschied, fand sich manches noch Vorzuzeigende, manches ergab sich, worüber zu fragen und zu sprechen gewesen wäre. Dieß ist nun aber immer das Schicksal in solchen Fällen.

Die schlimmste Folge Ihres Abschieds jedoch war das auf einmal eintretende Gefühl: daß ich wohl schwerlich je nach Berlin kommen werde. Ihre Gegenwart, Ihre freundliche Einladung schien mir wie ein Zauber der mich für einen Augenblick aus mir selbst geruckt hätte. Doch wollen wir nicht grübeln, sondern Winter und Frühjahr walten lassen. Im Grunde wär es hübsch, wenn der letzte Heide nach Gethsemane wallfahrten müßte. Ihr trefflicher Aufsatz liegt in Inschrift vor mir, ich gehe sie nächstens durch und sende das Original. Fahren Sie in Ihren Betrachtungen fort, ich kann nicht unterlassen es von meiner Seite zu thun.

Den zweyten Band der Italiänischen Reisebitte nicht aus Handen zu geben.

herzlich geeignet

Weimar d. 3. September 1817.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Christoph Ludwig Friedrich Schultz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7072-4