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An Johann Jacob von Willemer

Gestern, als am 27. d. M., ist das angekündigte Schätzkästlein durch den pünctlichen Fuhrmann gut und glücklich anher gelangt, nachdem ich noch einige[121] Tage, wegen der eingetretenen Kälte, deshalb in Sorgen gewesen. Ob das trinkbare Gold, hier, hinter dem Thüringerwalde so gut schmecken und duften wird, als damals, wo das Auge durch den Anblick des frohen Mayns, das Ohr durch liebreiche Gespräche, und das Herz durch vertrauende Freundschaft erquickt war, ist ein Problem, welches zu lösen nicht säumen werde.

Noch sehr gern gedenke ich, bey den rothen Tüpfchen über den Bergen des Panorams, der lieben Hand die sie bezeichnet. Auch das Stammbuch ist wieder glücklich zu mir gekommen, und ich hoffe mit einigen Blättchen bald die guten und frohen Worte zu erwidern.

In dem dießmal düstern Jena habe ich 14 sehr angenehme Tage zugebracht. Die Aussicht in's Reich der Wissenschaften ist auch sehr erfreulich, wenn man die freyen Blicke rings umher kann spazieren lassen. In gewissen Momenten hätte ich Sie, verehrter Freund, wohl zu uns gewünscht, damit Sie sich auch persönlich von der wahren Hochachtung überzeugt hätten, die man Ihnen öffentlich zu beweisen nicht angestanden hat. Und somit leben Sie recht wohl, in der lieblichen Gesellschaft die Ihnen gegönnt ist, und gedenken Sie mein und der Meinigen wenn es Ihnen wohl geht, und pflegen Sie Ihre fromme rechte Hand zu Freude und Gedeihen aller deren, denen Sie lieb sind.

Treu geeignet

Weimar den 28. Dcbr. 1814.

Goethe. [122]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Johann Jacob von Willemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-70B5-C