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An Joseph Carl Stieler

Ew. Wohlgeboren

habe mit Vergnügen zu vermelden, daß gestern, den 25. d. M., das sehnlich erwartete Bild glücklich angekommen; für meine Kinder und Doctor Eckermann würde sich eher ziemen dankbar zu vermelden, wie es in unserm Kreise vergnüglich aufgenommen worden; ich aber von meiner Seite kann so viel sagen: mir ist dabey das Gefühl: es müsse der treffliche Künstler [305] ein wahrhaftes Wohlwollen gegen mich und eine herzliche Erinnerung an seinen hiesigen Aufenthalt mitgenommen haben, um diese Nachbildung mit solcher liebevollen Zärtlichkeit auszustatten.

Legen Sie Ihro Majestät meine unverbrüchliche dankbare Anhänglichkeit an schicklicher Stunde zu Füßen. Wenn wir Höchstdemselben, geleitet durch die gnädigst mitgetheilten Gedichte, auf Schritten und Tritten des Lebens bescheidentlich folgen dürfen, so haben wir mit wahrem Jubel, auf seiner letzten Reise, unter den Seinigen uns an ihn angedrängt.

Die Frage der Erscheinung des Hellblauen und andrer Farben in der Dämmerung war schon einmal zwischen mir und Boisserée ventilirt; ich erinnere mich, daß er mit meiner Auslegung nicht zufrieden war. Ich suche die damals gewechselten Papiere wieder auf, denke die Sache wohl noch einmal durch und vermelde das Weitere. Gedenken Sie mein bey jeder Farben-Harmonie, so komm ich Ihnen niemals von der Seite.

Veranlassen Sie Herrn Nickel das Instrument, wenn es fertig ist, nur alsobald abzuschicken; mit Gläsern bin ich versehen und weiß, daß es eine chicanose Sache ist, sie zu bereiten, weil ihr Gelingen von Zufälligkeiten abhängt. Die Rechnung, wie er sie sendet, soll alsobald bezahlt werden. Die Gläser, wenn sie noch gelingen sollten, schickte der werthe Mann allenfalls nach.

[306] Das Bild der Frau v. Heygendorf habe noch nicht gesehen; es wird auch unvollendet einen theuren Beweis Ihres Kunstverdienstes abgeben. Erhalten Sie mir ein höchst schätzbares Andenken und bleiben des meinigen, so wie einer vollkommenen Hochschätzung und wahrhaften Antheils für immer versichert. Ihrer werthen Lebensgefährtin und den lieben Kindern meine besten und herzlichsten Grüße.

Treu den Treuen ewiglich

Weimar den 26. Juni 1829.

J. W. v. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Joseph Carl Stieler. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-70D6-2