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An Caroline von Humboldt

[Concept.]

[30. September.]

Die Entfernung, vortreffliche Freundinn, die uns trennt, wird durch die Zeitläufte noch größer, indem man sich immer mehr des Briefschreibens entwöhnt. Ich ergreife jedoch mit Freuden eine Gelegenheit die Sich mir darbietet Ihnen eine kleine Sendung zu machen, indem Herr und Frau Dufour-Feronce von Leipzig eine Tour nach Italien vorhaben. Diese würdigen Personen empfehle ich Ihnen nicht; Sie werden gewiß viel Freude an solchen Bekanntschaft haben.

Ihr Herr Gemahl war auf seiner Durchreise mehrere Tage bey uns. Wir haben uns ziemlich [95] wiedergefunden wie wir uns verlassen haben, und auch gleich wieder unsre Unterhaltung angeknüpft, als wenn sie erst gestern wäre abgebrochen worden. Er ließ einige kleine Gedichte von mir für Sie abschreiben; ich weiß nicht ob sie zu Ihnen gekommen sind. In Königsberg ist er wohl und thätig. Unmittelbar habe ich nichts von ihm gehört, aber theils durch Freunde, theils durch den öffentlichen Ruf.

Daß unser guter Wolzogen gegenwärtig in Wiesbaden sehr krank und sein Übel wahrscheinlich ohne Hoffnung ist, können Sie nicht wissen. Ich gebe Ihnen aber diese unerfreuliche Nachricht, weil sie denn doch einmal zu Ihnen kommen muß. Frau von Wolzogen benimmt sich in ausdauernder Vorsorge für ihren Gemahl in diesem traurigen Falle höchst musterhaft.

Frau von Schiller ist wohl und hat einen Theil des Sommers in Rudolfstadt zugebracht. Bey Hofe und in dem Ihnen bekannten und interessanten Cirkel ist, soviel mir jetzt vorschwebt, gerade keine Veränderung vorgegangen.

Ihr Söhnlein befand sich bey uns ganz lustig und wohl, und bey allen militarischen Gesinnungen machte es ihm sehr großen Spaß seinen Sepiahandel bey uns durchzusetzen und gute Procente von uns zu nehmen.

Mein August ist vor kurzem von Heidelberg zurückgekommen, wo er sich einige Jahre aufgehalten hat.

[96] Soeben verläßt ein Roman von mir die Presse. Ich will suchen durch Herrn Dufour Ihnen ein Exemplar zu überschicken. So ein nordisches Product muß unter römischer Umgebung einen ganz eignen Eindruck machen, und ich habe es daher doppelt Ihrer Nachsicht zu empfehlen. Sie wissen ja schon, daß jeder Ultramontane eine eigne Tournüre mitbringt. Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein freundlich und lassen mich durch Herrn Dufour etwas von sich erfahren.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Caroline von Humboldt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-70DC-5