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An Johann Heinrich Meyer

Das mitgetheilte Druckblat und Heft, mein Theuerster, sende danckbar zurück, weis aber nur wenig darüber zu sagen.

Daß die Göttinger Anzeigen das Wercklein und den Verfasser mehr ablehnen als beurtheilen ist augenfällig; über den französchen Aufsatz ist schwer zu urtheilen. Es ist treffliches, halbes, treffendes und schwaches durch einander so daß man zu sehen glaubt der Verfasser habe mit verschiedenen Rindern gepflügt, die nicht gleichen Schritt hielten. Dem sey wie ihm wolle; so würde die beste Schrift dieser Art nicht beweisen daß der Mann zu der genannten Stelle tauglich sey.

Ich läugne nicht daß diese Sache, wie andre, mir deshalb die grösste Pein macht weil ich kein Mittel sehe sie zu fördern, und den Zweck zu erreichen. In Nöhdens Brief steht eine klassische Stelle die auch meine frühere und spätere Überzeugung enthält, ich habe sie mit Bleystift vorgestrichen, das ich wegzulöschen bitte. Denn ob das Gesagte Thesi ganz richtig mag; so fällt es doch in Hypothesi durch, da man von innen heraus sich zu dieser Selbstständigkeit nicht er heben kann und wenn auch Anlage dazu da wäre, durch äusseren Empfehlungs-Drang zur Ausbildung nicht gelangen würde.

[67] An Eichhorn sogleich zu schreiben wünschte nicht; es giebt aber bald eine Gelegenheit ihm etwas zuschicken, da denn der Sache schicklich erwähnt werden kann.

Empfehlen Sie mich tausendmal. Ich bin sehr gedrängt und verspaare viel auf Gegenwart und Gespräch.

Ihre liebe Sendung habe eingereiht, es sind gerade 24 Abtheilungen; ich hoffe Sie sollen mit dem Faszikel selbst zufrieden seyn.

Möchten Sie nicht ein freundlich Wort über den aufgezogenen, ausgemahlten Domriss sagen? Coudray und Moller verdancken es uns. Heute gehen Ihre Aufsätze in die Druckerey.

Das schönste Lebewohl!

Jena d. 13. Octbr. 1819.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7102-7