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An Charlotte von Stein

Bey Knebeln ist recht gut seyn. Ich habe ein artiges Stübgen das eine freye muntre Aussicht hat. Ausser meinen Geschäfften erkundige ich mich nach macherley Verhältnissen der natürlichen Dinge an denen mir gelegen ist. Das Cabinet, die Bibliotheck, [23] das alte lebendige Encyklopädische Dicktionair, alles wird genutzt wie es die Kälte und die Umstände erlauben. Wir haben Cocos Nüsse secirt und die Anfänge dieses merckwürdigen Baums untersucht. Ich freue mich immer so offt mir iede Erfahrung bestärckt daß ich auf dem rechten Weege bin, was ich dir davon erzählen kann wird dir Vergnügen machen noch mehr wenn du unsre Reihe von Präparaten sehn könntet. Du wirst sie im Cabinete finden wenn du einmal herüberkommst.

Die Kälte ist auserordentlich und die Gegend höchst schön bey dem Schnee und dem hohen Stand der Sonne. Knebel hat allerley neues von Journalen und sonst es ist ganz anmutig hier seyn. Wenn ich Hoffnung hätte dich hier zu sehen wäre alles trefflich und gut. Auch unterbricht meine Ruhe der Gedancke daß du leidest. Ich erwarte recht sehnlich das schöne Wetter das dich in's Carlsbad führen soll.

Lebe wohl. Schreibe mir bald. Grüse Fritzen. Er soll etwas von sich hören lassen. Grüse Herders und liebe mich.

d. 8. März 1785.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7213-A