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An Johann Friedrich Reichardt

Auch mir war es nicht angenehm daß die jovialische Stimmung unterbrochen wurde, die Sie von Ihrer glücklichen Reise in meine kleine Stube brachten. Doch dünckt mich das Wölckchen ging bald vorüber und die Tonkunst übte ihre Gewalt aus.

[164] Ich habe der Idee nachgedacht die Helden Ossians aufs lyrische Theater zubringen, es möchte gehn, wenn man die übrige nordische Mythologie und Zaubersagen mit braucht, sonst möchten die Nebel auf Morven schwerlich zu einer transparenten Dekoration Gelegenheit geben. Ich habe schon einen Plan ausgedacht, den Sie hören sollen wenn Sie mich besuchen.

Schicken Sie mir indeß die Büchelchen der Opern welche seit dem Regierungsantritt des Königs gegeben worden und notiren mit wenigem was Effeckt gethan. Ich muß wissen was schon da gewesen ist, damit ich suchen kann etwas Neues zu geben und den Herrn Collegen Moisé wo möglich zu übertreffen.

Jetzt bin ich ganz in der Naturgeschichte, weil ich auf Ostern einen kleinen botanischen Versuch herausgeben will, dieser muß noch vor Neujahr fertig, auch der achte Band meiner Schriften ins reine seyn, dann soll mich nichts abhaltenden famosen Conte auszustatten, daß er mit Ihnen die Reise ins gelobte Land antreten kann.

Vom Brennus verlangt mich auch zu hören wenn ich Sie wieder sehe.

Richten Sie Sich auf einige Tage, Sie sollen ein freundliches Zimmer in meinem Hause bereitet finden.

Indeß leben Sie wohl und gedencken mein.

W. d. 10. Dez. 89.

G. [165]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An Johann Friedrich Reichardt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-725C-6