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An Carl Ludwig von Knebel

Demoiselle Huber, welche das Hendrichsche Hauswesen mit wahrhaften Amazonenmuth, soviel es mögen war, erhalten hat, nimmt diesen Brief mit hinüber, durch den ich dir die besten Grüße sende, wobey ich sagen kann, daß wir uns die besten Grüße sende, wobey ich sagen kann, daß wir uns eben auch nach und nach wieder herstellen. Demoiselle Huber hat Auftrag, dir meinen übrigen Würzburger noch zuzustellen, und wenn du etwas von dem Hendrichschen geretteten Vorrath, wovon man aber freylich nicht laut reden darf, wünschtest, dir es gleichfalls für meine Rechnung zu geben. Besuche diese gute, in mehr als einem Sinne schätzenswerthe Person, stehe ihr mit gutem Rath bey, denn sie steckt freylich in dem Schlosse sehr verlassen; und benutze wieder, was sie dir gefälliges und erfreuliches bezeigen kann.

Jetzt da die große Überschwemmung über uns weggegangen ist; so wäre nichts wünschenswerther, als daß von oben herein alles beysammen wäre: denn es seht nur ein kleiner Anstoß, der durchginge; so wäre[220] in wenig Tagen und Stunden alles auf dem alten Fleck. Indessen muß man den Einzelheiten nur Zeit lassen, so ziehn sie auch wieder ins Gleis.

Wenn ich dir auf einige Fragen nicht antworte, so verzeihe. Man ist denn doch im Grunde noch in einer sehr so thätig seyd, um zu erhalten und herzustellen.

Von der Herzoginn Mutter und allem, was in ihrem Gefolge ist, kann ich dir noch nichts bestimmtes sagen. Es scheint, die Eisenacher möchten, sie gern als ein Palladium bey sich behalten, und vermehren deshalb Sorge und Irresolution in der Gesellschaft. Von Pappenheim hat den Oberforstmeister von Stein nach Eisenach geschickt, um, wenn Herzoginn nicht wieder nach Weimar kommen will, wenigstens die junge Frau herzuholen. In einigen Tagen kann ich dir das nähere melden.

Von Könneritz wissen wir keine Nachricht zu geben. Sobald ich etwas erfahre, sollst du es wissen. Ich setze meine Arbeiten soviel wie möglich fort, und hoffe, in ein paar Tagen, Manuscript zu ein Paar Bogen der Farbenlehre abzusenden.

Ersuche D. Voigt alle Zeit, die er übrig hat, auf mein Manuscript zu wenden. Ich will es baldigst abdrucken lassen, damit nur nicht die Bemühungen eines ganzen Lebens an einem Hefte Papier hängen. Seine Noten und Bemerkungen, die er dazu manchen[221] will, werden ohnedem hinterdrein gedruckt, und meine Einleitung, die ich über Morphologie schreiben will, kann später gedruckt und vorgebunden werden.

Lebe recht wohl, gedenke mein und laß mich bald wieder von dir erfahren.

Weimar den 29. October 1806.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-72A5-F