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An Carl Friedrich Zelter

Jena den 15. August 1806.

Von meiner Carlsbader Cur kann ich nur kürzlich soviel sagen, daß es mich reut, sie nicht früher angestellt zu haben. Der Gebrauch des Trinkens und Badens ist mir sehr wohl bekommen und da ich sehr auf mich diesem, und ich freue mich, daß ich meinen Unglauben aufgeben kann. In guter Reisegesellschaft habe ich ein ganz frohes Leben geführt, habe viele[172] Bekenntschaften gemacht und mancher ist mir persönlich begegnet, dessen Namen und Wirkungen ich sonst nur kannte. Die seltsame Quelle, die aus den urältesten Gebirgen heiß hervorspringt, hat uns dießmal so wie früher auf die Urdocumente hingewiesen, und wir verdanken der Zeit , die in Erfahrungen und Betrachtungen vorschreitet, auch hier gar manches. Da ich mit freyeren Empfindungen und besseren Hoffnungen zurückkehre, such' ich die Fäden anzuknüpfen, die ich gelassen hatte, und die mir entfallen waren, und so seh' ich in einem sehr engen Kreise einen sehr interessanten Herbst vor mir. Einiges höchst Erfreuliches habe ich bey meiner Rückkunft noch außer Ihrem Briefe vorgefunden, z.B. Die Äußerungen eines jungen Mahlers über Farbe, bestimmt und umständlich. Ein Theil seines kurzen Aufsatzes steht beynah wörtlich in meiner Farbenlehre. Zu einem andern Theil findet sich der Commentar in meiner Arbeit, und dann hat der Verfasser solche Stellen, die ich ihn ersuchen Werde, mir abzutreten, weil man das, wovon ich überzeugt bin, nicht besser sagen kann. Diese Zustimmung eines Lebenden, der bisher gar nichts von mir eine neue Lust, weiter fortzufahren und mein Pensum zu endigen. Soweit für dießmal. Der Ring folgt hierbey, dem ich Glück wünsche, daß er Ihnen so nah kommt, welches mir versagt ist. Lassen Sie bald von sich hören.

G. [173]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-72AF-C