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An Sophie von La Roche
Liebe Mama! Ich geh nach Weimar! Freut Sie das! ich will sehn obs möglich ist mit Wieland auszukommen und seinen alten Tagen was Freundliches auch von meiner Seite zu bereiten. Ich erwarte das iunge Paar und dann gehts. Schreiben Sie mir doch hin. Sie können's an Wieland einschliesen.
[299] Die Max ist hold, wird in meiner Abwesenheit noch freyer mit meiner Mutter seyn, obgleich Brentano allen Anschein von Eifersuch verbirgt, oder auch vielleicht mich iezzo für harmlos hält.
Für Buri hab ich nichts thun können ich bin mit meinen Buchhändlern brouillirt, und ein neuer würde es als Gefallen thun und wieder ein Opfer von mir verlangen, doch will ich seinen Brief mitnehmen.
Wieland ist doch der alte auch in der Neuwiedischen Affaire, diese Weiber Ader wird mich fürcht ich von ihm abscheiden.
Hier Menalck und Mopsus!
Zimmermann ist gar brav! Ein gemachter Charackter! Schweizer frey gebohren, und am deutschen Hof modificirt. Er bezaubert alle Welt, sonderlich die Weiber. Merck ist häuslich, still und leidlich. Weis sonst wenig von ihm. Sie kennen den Nichtschreiber, Nichtantworter!
Ihr Friz! Liebe Mama! Daß das Schicksaal den Müttern solche Schwerdter nach dem Herzen zuckt, in den Momenten da sie all der kleinlichen Sorgen Lohn im Grosen einerndten sollten – Halten Sie Sich aufrecht! Wer vermags sonst und in müden Stunden lehnen Sie Sich an unsre Liebe, die gewiss ganz und ewig ist. [Frankfurt] d. 11. Oktbr. 1775.
G. [300]