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An Carl Friedrich Zelter

Die glückliche Ankunft der Rübchen an dem gestrigen Tage, als dem 17. November, will ich sogleich vermelden und zuvörderst für diese schöne Küchengabe in meinem und meiner Frauen Namen zum allerbesten Dank sagen.

Und nun sogleich hinzufügen, wie viel Freude Sie uns durch die zuletzt übersendeten Compositionen sowohl als durch den Diogenes gemacht haben, welcher der Liebling unsres kleinen Publicums geworden ist. Ich hoffe Ihre Liedertafel wird sich nicht weniger an demselben erfreut haben.

Die wöchentliche musicalische Zusammenkunft, so gering die Anstalt auch seyn mag, verschafft mir doch das unschätzbare Vergnügen, das ich sonst ganz entbehren müßte, Ihre trefflichen Arbeiten wiederholt zu vernehmen und damit bekannt zu werden. Johanna[417] Sebus, und die Gunst des Augenblicks werden heute aufgeführt und ich freue mich schon im voraus darauf. Lassen Sie mich doch bald wissen, wie es der Pandora ergeht, oder was sie sonst zu bearbeiten sich vorgenommen. Der Schreiber dieses hat abermals einige Lieder und Späße ausgehoben, die Ihnen zur guten Stunde zukommen und zu eigner und fremder Freude anreizen mögen. Der Schneider ist ganz excellent und erregt immer großes Wohlgefallen.

Zu Ende dieser Woche werden wir den Achille von Paer in italiänischer Mundart hören. Brizzi ist angekommen und wird uns diesen Helden vortragen. Unsre übrigen Sänger üben theils ihr italiänisch, theils lernen sie es von vornen. Es wird aber auf alle Fälle eine hübsche Vorstellung werden.

Von mir habe ich wenig zu sagen, obgleich das schon genug ist, daß ich mich ganz wohl befinde. Ich habe aber diese Zeit her nicht das mindeste gethan, was mir und andern in der Folge Vergnügen machen könnte. Jeder Tag verschlingt das Bischen Thätigkeit, so wie das Gute und Üble was er bringt.

Nun leben Sie wohl und fahren fort uns aus der Ferne durch Wort und Werk zu ergötzen und aufzufrischen.

Weimar den 18. November 1810.

Goethe.


Noch ist hinzuzufügen daß die Berliner Comödienzettel mit den Rübchen glücklich angelangt sind.

[418] Ferner wollte ich anfragen: Habe ich Ihnen nicht Zwey Exemplare meiner Werke zugeschickt, eins auf Velin, das andre auf ordinär Papier? Ich habe leider diese Sendungen ein wenig unordentlich angestellt. Schreiben Sie mir, so schicke ich den dreyzehnten Theil, welcher die Wahlverwandtschaften enthält.

Schließlich melde, daß uns ein seltsames Unternehmen bevorsteht, nämlich den Faust aufzuführen, wie er ist, insofern es nur einigermaßen möglich werden will. Möchten Sie uns wohl mit einiger Musik beystehen; besonders bey dem Ostergesang und dem Einschläferungslied: Schwindet ihr dunklen Wölbungen droben.

Und nun ganz zum Ende, die Meldung, daß Brizzi von München angekommen ist, und daß wir den Achill von Paer italiänisch geben, und also recht wie vornehme Leute thun. Wahrscheinlich wird die Aufführung Sonnabend den 24. November seyn.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-73F8-F