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An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius

[Concept.]

Ihren werthen Sohn kann ich nicht ohne ein ausgesprochenes Wort an Sie, verehrte Freund, abgehen lassen. Er hat sich bewundernswürdig mit Freyheit und Selbstständigkeit in dieser schlimmen Zeit betragen; er wird Ihnen unerfreuliche Wunderdinge erzählen. mit den Meinigen befand er sich wohl, froh und vertraulich; ich konnt ihn weniger nutzen, als ich gewünscht hätte. Das Alter lös't sich ohnhin von der Jugend wie von der Welt ab und die neueren, neusten Ereignisse sind nicht der Art Annäherung zu bewirken. Doch muß ich Ihrem Sohn auch hier eine musterhafte Aufführung zugestehen.

In seinem Fache hat er durchaus den Ruhm eines entschiedenen Fleißes und Application, und Sie werden, wie er seine Zeit genutzt, am besten beurtheilen.[116] Möge ihm in so bedenklichen Tagen sein Vater für lange Jahre erhalten seyn, möge er ja sich immer mehr überzeugen daß zu allen Zeit, besonders in der neusten, kein Glück zu finden ist, als in der täglichen und stillen Erfüllung seiner Pflicht.

Beygehende Gedichte zu einem glänzenden Festzug zeugen vom Glück vergangner Jahre und von einer herrlichen Nacht. Ihr Sohn mag vom Ganzen und von seiner Theilnahme Sie umständlich unterhalten. Meine Kinder gedenken diesen Sommer eine Reise nach Berlin zu machen; mögen sie Ihnen willkommen seyn und Ihre Gunst erwerben.

Weimar den 7. April 1819.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-74BD-D