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An August von Goethe

Meinen Brief, in Erwiderung des Deinigen, wirst du erhalten haben. Auch der vom 13. ist recht und gut, und du sollst gelobt seyn, daß du den Menschenverstand, das Seelen- und Herzvolle, das Gott, unter Millionen Frauen, über die Welt ausgesäet hat, predigen magst.

Zu tadeln aber habe ich, daß du von Herrn Rühlmann kein Wort sagst, da es doch auch beruhigend wäre ausdrücklich zu vernehmen daß es ihm wohl gehe; ferner wünsche ich daß du folgende Puncte wo möglich erörtern, und respective mir darüber Auskunft geben mögest.

1) Ich wünsche daß du, mit Klugheit, hinhorchtest, was man von Geheimerath Leonhard in Hanau denkt und sagt. Du mußt dazu allerley Gelegenheiten ergreifen: denn man wird von allen denen, die unter der vergangenen Regierung große Vorschritte gemacht haben, also auch von ihm, im jetzigen Augenblick nicht das Beste reden. Darüber mußt du dich aber erheben, und auf's Rechte sehen.

2) Wünscht ich daß du Frau von Brentano, geborne von Birkenstock aufwartetest, und ihr einen anmuthigen Gruß von mir brächtest.

[109] 3) Daß du dich nach Kunsthandlungs-Commissärs erkundigtest, und, was noch mehr ist, sie persönlich kennen lerntest. Ist dir das, wegen Kürze der Zeit, und den Unbilden des Januars (wir haben hier tiefen Schnee) nicht möglich; so frage wenigstens in's Allgemeine, damit wir uns darnach zu richten wissen.

Denn ich habe selbst nicht geglaubt was für schöne und gute Sachen sich im hause befinden, als bis ich sie jetzt historisch zu ordnen Lust und Beharrlichkeit habe. Gott behüte uns vor einer Philister-Sammlung und wenn sie die reichste wäre; aber mit sehr Wenigem kann jetzt ein Herz- und Sinnerfreuendes zusammengelegt werden. Alles grüßt. Grüße die Guten. Mittwoch den 19. schicke ich eine starke Depesche an dich ab, die ich an Schlosser addressiren will.

Erkundige dich indessen wie man Briefe in's kaiserlich-östreichische Hauptquartier sicher befördern kann. Verschriebe, was an die ist, deine Rückkunft.

Weimar den 17. Jan. 1814.

Cnaja Cnaja


Mehrere unserer religiosen Damen haben sich die Übersetzung des Corãns von der Bibliotheck erbeten.
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-74D7-2