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An Johann Friedrich Cotta

Die Druckproben zum vierten Bande sind glücklich bey mir angelangt und ich wüßte nichts weiter dabey zu erinnern. Auch mit dem übrigen, was schon in Aushängebogen bey mir ist, kann man im Ganzen wohl zufrieden seyn, und überhaupt wollen wir nur[217] Gott danken, daß wir soweit sind. In jener unglücklichen Nacht waren meine Papiere meine größte Sorge, und mit Recht. Denn die Plünderer sind in andern Häusern sehr übel damit umgegangen und haben alles wo nicht zerrissen, doch umhergestreut. Ich werde nach dieser überstandenen Epoche um desto mehr eilen, meine Manuscripte in Druck zu bringen. Die Tage des Zauderns sind vorbey, die bequemen Stunden, in denen wir uns mit Hoffnung schmeichelten, unsre Versuche zu vollenden, und was wir nur entworfen hatten, auszuführen.

Mit der montägigen fahrenden Post geht nicht allein Elpenor an Sie ab, sondern es folgt auch er 5. 6. u. 7. Theil meiner Werke. Der 8. ist schon in Ihren Händen. Sie können deswegen, wenn es Ihre Convenienz ist, mit dem Druck sogleich fortfahren, ja ich denke, in weniger Zeit das übrige dergestalt bereit zu halten, daß weiter kein Aufenthalt eintreten soll.

Sobald unsre guten Jenenser sich einigermaßen erholt haben, soll auch an der Farbenlehre fortgedruckt werden, um so mehr, als wir diesen Winter Ursache haben, uns im Stillen zu beschäftigen und wenig nach außen zu sehen.

Meine Ideen über organische Bildung, besonders am osteologischen Typus durchgeführt, wünsche ich auch noch diesen Winter drucken zu lassen. D. Voigt der jüngere zu Jena wird Noten und Zusätze dazu [218] liefern, um zu zeigen, wie brauchbar jener Leitfaden in der Erfahrung werden kann. Ich sollte nicht denken, daß es viel über 12 Bogen geben könnte. Mögen Sie es in Verlag nehmen, so dürften Sie nur an Frommann deshalb das nöthige besorgen. Mein Text könnte immer gedruckt werden: denn Noten und Zusätze kommen ans Ende, und die Einleitung, die ich dem ganzen vorsetzen will, läßt man zuletzt drucken. In dieser will ich meine Ansichten überhaupt geben und ich denke, sie soll auch für das allgemeine Publicum nicht ohne Interesse seyn.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein. Mit der montägigen Abendpost berichte ich nochmals den Abgang des oben gemeldeten Pakets und bitte mir nach dessen Ankunft, zu meiner Beruhigung, baldige Antwort aus.

Ein herzliches Lebe wohl!

W. d. 24. Octbr. 1806.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-77FB-B