38/234.

An Johann Gottfried Langermann

[Concept.]

[16. October 1824.]

Also, hier versprochener Maßen das verspätete Heft Morphologie! mit dem naturwissenschaftlichen verbunden ist es vielleicht erst zu Ende dieses Monats zu versenden. Sie finden sich heraus was drin verborgen liegt, weil Sie die Intention durch und durch kennen. Sie commentiren das Abgebrochene, verbinden das Desultorische und machen durch eine freundliche Unterhaltung ein ordentliches Büchlein aus dem zusammengestoppelten Hefte.

Durch Freundes Hülfe bin ich in allem zwar auf das wünschenswertheste gefördert, aber noch vielmehr könnt ich beleben, mittheilen, anregen, wenn die liebe [271] Jugend sich nicht so original fühlte um nur auf eigene Weise zu Werke zu gehen.

Nun eine freundliche Bitte wegen des Beykommenden. Ein wundersam-hübsch natürlich sich ausdrückender junger Mensch bittet mich weil er arm sey um meine Werke; ich schicke ihm hiebey was ich am nöthigsten halte und bitte Sie ihm das Paquetchen sicher zukommen zu lassen. Vielleicht gibt es Ihnen eine psychische Unterhaltung wenn Sie ihn vor sich fordern und es ihm selbst überreichen.

Von so manchen andern Dingen die mich umgeben, anregen, treiben, nöthigen wag ich nicht anzufangen, das naturwissenschaftliche Heft bringt dergleichen Andeutungen genugsam; die Unvernunft der Plutonisten letzter Zeit macht mich ungeduldig; ich habe einmal gerade herausgesagt wie ich's meyne, mit folgendem Vorwort:

»Man thut immer besser daß man sich grad ausspricht ohne viel beweisen zu wollen, alle Beweise die wir vorbringen sind doch nur Variationen unserer Meynung.«

So eben noch eine Novität zur Beylage. Indessen die heiligen Bibelgesellschaften alle Unarten der Patriarchen und Könige des gelobten Landes auf's neue fort und fort über die weite Welt promulgiren und diese erbaulichen Kenntnisse durch alle Zonen zu verbreiten wissen, unterläßt ein weltlich gesinnter [272] Verleger nicht die Thorheiten eines deutschen Jünglings gleichfalls wieder in beliebtem Format über das Continent auszugießen ohne zu bedenken was seine Firma vor 50 Jahren damit für Unglück angerichtet hat; das Einzige hoffe ich daß aus dem näheren Studium dieses Büchleins sich keine ketzerischen Albigenser hervorthun und zu ihrer so greulichen als gerechten Bestrafung das fromme Jahrhundert aufrufen werden.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Johann Gottfried Langermann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-791C-4