29/8071.
An Carl Wilhelm Constantin Stichling
Ew. Wohlgeboren
habe diese Zeit her mehr als einmal hieher gewünscht.
Den armen Kühn verfolgt bey seiner Ortsveränderung das Unheil auf allen Schritten, er selbst liegt jetzt am Auge beschädigt danieder. Indessen bleibt das vorjährige Manual mit allen, zwar wohlgeordneten, aber doch noch nicht ganz berichtigten Belegen versiegelt in meinen Händen.
Der neue Rentamtmann scheint zu dieser Rechnungsführung nicht geneigt, Kühn hat dem Accessisten eine kleine Summe gegeben, größere habe ich schon vorgeschossen und so trübt sich das neue Rechnungsverhältniß, indem das alte noch nicht aufgeklärt ist.
Wäre es möglich, daß Ew. Wohlgeboren in diesen Tagen herüberkämen, wir würden bald auf's Reine seyn. Fast hätte ich Lust den Rentamtmann Lange auch als Rechnungsführer der Museums-Casse vorzuschlagen; die Bequemlichkeit wäre groß.
Ich habe jedoch auch wieder Bedenken dagegen.
Mündlich wäre das alles bald durchgesprochen.
Übrigens geht alles nach Wunsch, innerhalb der Bibliothek verspricht man die Handwerks-Arbeit bis Ende Mai fertig, außerhalb bis Ende Juli.
Anfangs Juni operiren die Bibliothekaren, und eh der October herankommt soll schon ein Bedeutendes[165] geleistet seyn. Welches mir sehr angenehm seyn wird, weil Serenissimus auf dieses Geschäft einen besondern Werth legen.
Ew. Wohlgeboren werden deshalb gewiß, wie überhaupt gern eingreifen.
Des Kühns Versetzung und Unfälle paralysiren mir gerade die bedeutendste Seite, und wenn ich die Sache nicht so gut im Kopf hätte, so würden mich die Papiere in Verlegenheit setzen. Gönnen Sie mir also die Hoffnung, Sie auf der Tanne zu bewirthen, wo ich dießmal wenigstens für ein Gericht Spargel gutsagen kann.
Zu geneigtem Andenken mich empfehlend
ergebenst
Goethe.