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An Christian Gottlob Voigt

Mit der heutigen Post habe ich allerley zu schicken und zu sagen und ich wünsche daß mein Brief Sie [134] so wohl und vergnügt als geschäftig antreten möge. Zuerst einige Bergwerkssachen. Die Gewährscheine haben Sie die Güte mir unterzeichnet zurück zu schicken, ich will sie sodann gleichfalls unterschreiben, besiegeln und mit einer Art von Verordnung an Bertuch, Seidel und den Bergrath abgeben. Von Hörter hat sich ein Amtmann Kühne zur Nachzahlung gemeldet, an den ich eine Vorantwort durch Kruse ergehen lassen. Sie haben ja wohl Gelegenheit Serenissimo etwas von der Lage der Sache zu eröffnen und auch von der vielleicht nothwendigen Garantie in Supplementum aus die zwey Jahre etwas vorläufig zu erwähnen. Wenn wir recht thätig sind so wohl mit Anspornen der alten Gewerken, als mit Beyziehung neuer, so hoffe ich sollen wir nicht nöthig haben zuzuschießen.

Wegen des Theaters muß ich auch einige Worte erwähnen und bitten Serenissimo deßhalb Vortrag zu thun; in Lauchstädt haben wir wie vor dem Jahr sehr gute Einnahmen und sie würden, wenn das Haus größer wär, noch besser seyn. Von da ausdachten wir sie nach Rudolstadt zu schicken, wo Vogelschießen seyn soll, unter den jetzigen Umständen zaudert man aber dieses Fest gewiß anzusetzen, und wir möchten nicht gerne nach Erfurt, weil wir nicht allein da selbst, wenn man uns auch aufnähme, unsern ganzen Lauchstädter Gewinst, sondern noch mehr zusetzen, und uns also auf den Winter verkürzen würden. Nun [135] bleibt noch Jena übrig, wo man das Theater lange gewünscht hat. Ich weiß Serenissimus sind gegen diese Idee und ich bin eigentlich nicht dafür. Ich will aber doch, theils weil man es von mir verlangt, theils weil mir das Heil der Tasse am Herzen liegt, hiermit vorlegen was sich günstiges dafür sagen läßt.

In dem Ballhaus wäre sehr leicht ein anständiges Theater zu errichten. Viele Professoren wünschen es, die ältern weil sie nicht leicht nach Weimar herüber kommen, die jüngern weil sie das Theater gewohnt sind, von den Studenten versteht sichs von selbst. Alles scheint in dem gegenwärtigen Augenblick sowohl innerlich als äußerlich moralisch und policeymäßig beruhigt daß man keinen Exceß zu fürchten brauchte, ja es wäre gewissermaßen gut, wenn man durch einen solchen Versuch, mit der gehörigen Vorsicht, die Ruhe und Ordnung die aus der Akademie herrscht augenscheinlich darlegte. Da jedoch Niemand für den Zufall stehen kann, so hängt es, möcht ich sagen, bloß davon ab wie Serenissimus die Sache ansehen. Die übrigen Höfe haben sich zwar in eine solche bloße Policeysache nicht zu mischen, es wäre aber doch, wenn Serenissimus nicht ganz abgeneigt sind, vielleicht gut mit Herrn von Frankenberg zu conferiren.

Noch einen andern Vorschlag hat die immer rege Sorge des Herrn Hofkammerraths für das Wohl der Casse gethan: man solle nämlich die Erlaubnis zu erhalten suchen in Magdeburg zu spielen, Bellomo [136] hat dort schon einmal gute Einnahme gehabt und man hätte die Gesellschaft, selbst im Falle wenn die Franzosen sich nähern sollten, untergebracht. Es hat zwar schon eine Gesellschaft ein Privilegium, die aber, so viel wir wissen, lange nicht daselbst gewesen ist. Die Zeit ist freylich sehr kurz, man könnte aber doch immer noch jemanden mit dem Freytägigen Cammerwagen aus Magbeburg und von da nach Berlin schicken, um in loco theils zu negotiiren theils sich umsehen zu lassen. Die Haupterfordernisse zu dieser Expedition würden freylich Briefe an General Kalkstein, als Commandant, und sodann nach Berlin an die obern Instanzen und die untern Hülfsorgane seyn. Wir nehmen vielleicht einen gescheuten Acteur zu dieser Mission, der, wenn er in Magdeburg die Unthunlichkeit sähe sogleich wieder zurückkehren müßte. In dem Falle daß dieser Vorschlag gebilligt würde, wollte ich mir bald möglichst die nöthigen Depesche und auch allenfalls einen Brief von Ihnen selbst an Bekannte in Berlin mit ausbitten. Sie sehen daß die kleine Welt der großen nachlässt und auch bald Stafetten, Emissare und Negotiateurs auszusenden wünscht.

Leben Sie recht wohl. Empfehlen mich Durchl. dem Herzog. Wie befindet sich Ihr Herr Sohn in seiner neuen Karriere? Weimar den 25. Juli 96.

G. [137]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-79AB-F