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An Friedrich Schiller

Der Trost, den Sie mir in Ihrem Briefe geben, daß durch die Verbindung des reinen und abentheuerlichen ein nicht ganz verwerfliches poetisches Ungeheuer entstehen könne, hat sich durch die Erfahrung schon an mir bestätigt, indem aus dieser Amalgamation seltsame Erscheinungen, an denen ich selbst einiges Gefallen habe, hervortreten. Mich verlangt zu erfahren wie es in vierzehn Tagen aussehen wird. Leider haben diese Erscheinungen eine so große Breite als Tiefe, und sie würden mich eigentlich glücklich machen, wenn ich ein ruhiges halbes Jahr vor mir sehen könnte.

[108] Mit Niethammern gehen die philosophischen Colloquia fort und ich zweifle nicht daß ich auf diesem Wege zu einer Einsicht in die Philosophie dieser letzten Tage gelangen werde. Da man die Betrachtungen über Natur und Kunst doch einmal nicht los wird, so ist es höchst nöthig sich mit dieser herrschenden und gewaltsamen Vorstellungsart bekannt zu machen.

Nun aber vor allen Dingen eine Anfrage, ob ich hoffen kann Sie künftigen Sonntag hier zu sehen. Frau Griesbach hat mich schon auf Sie eingeladen. Ich wünschte gar sehr daß Sie bey dem schönen Wetter, das sich zu bestätigen scheint, den guten Vorsatz ausführten und mit Meyern herüberkämen. Sie könnten meine Kutsche nehmen, wir äßen Mittag bey Griesbach, Sie blieben die Nacht bey mir im Schlosse und wenn wir unsere Consultationen geendigt hätten, so könnten Sie Montags früh wieder fortfahren. Ich möchte nicht gern etwas über die Preise öffentlich bekannt machen, bis wir gleich die Aufgabe auf das folgende Jahr mit dazu fügen könnten. Überhaupt wäre es nöthig uns auch wegen dem was in den Propyläen gesagt werden soll, nochmals zu besprechen.

Ich habe einen Brief an Humboldt geschrieben, den ich hier beylege. Es ist ein wahres Unglück daß ich seinen letzten Brief wieder verlegt habe, wo er mir nochmals seine Addresse schreibt. Da es aber noch die alte ist, so findet sie sich ja wohl bey Ihnen oder Ihrer Frau Schwägerin. Haben Sie die Güte [109] das Nöthige hinzu zu fügen und den Brief auf die Post zu geben.

Der Woltmannische Brief kommt hier zurück. Es muß in Berlin wunderlich aussehen wenn man auch nur solche Einfälle haben kann. Indessen ist es ja nicht sowohl darum zu thun etwas zu wirken als etwas in Bewegung zu setzen. Ich rede von dem Einfall uns dorthin zu ziehen. Der Ton der Ankündigung ist völlig Fichtisch. Ich fürchte nur die Herren Idealisten und Dynamiker werden ehester Tages als Dogmatiker und Pedanten erscheinen und sich gelegentlich einander in die Haare gerathen. Wenn Sie herüber kommen, sollen Sie allerhand hören und sehen, zu einer Communication in die Ferne habe ich gar keinen Muth.

Leben Sie recht wohl.

Jena am 16. Sept. 1800.

G. [110]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1800. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7A18-4