23/6335.

An Leopold Edlen von Lämel

Indem ich den Chef eines angesehenen Handelshauses wegen einer sehr kleinen Angelegenheit, die mir aber in dem Augenblicke von Bedeutung war, anzusehen mich entschloß, mußte ich voraussetzen daß seine Nachsicht und Gefälligkeit eben so groß seyn werde als seine Thätigkeit und sein Einfluß, und ich will nicht leugnen daß ich den Schritt mit einiger Bedenklichkeit gethan habe. Allein diese meine Besorgniß wird auf die schönste Weise beseitigt, ja beschämt, indem jemand de Seinigen meinen Wünschen auf die heiterste Weise entgegenkommt und meine Bedürfnisse für den Aufenthalt in diesen Gegenden vollkommen befriedigt.

Die mir zugedachte Weine, für die ich mich als einen dankbaren Schuldner bekenne, sind heute glücklich angelangt und sollen nicht anders, als auf Ihre Gesundheit und in Erwähnung der Gastfreyheit, womit Sie mich in Böhmen empfangen, fröhlich genossen [21] werden. Möchten mir es doch Zeit und Umstände erlauben vor Ihnen und vor den werthen Ihrigen in der Hauptstadt selbst dankbar zu erscheinen.

Wie es Ihnen aber gewiß nicht unbekannt ist daß derjenige, dem man eine Gefälligkeit erweist, dieses leicht als eine Zusage für künftige Vorkommenheiten betrachtet, so nehme ich mir gegenwärtig die Freyheit Sie zu ersuchen, mir für 200 fl. Silber-Einlösungsscheine gefällig zu übersenden, und ich werde nicht verfehlen die Schuld entweder sogleich hier an Ihre Ordre, oder wie es sonst beliebig wäre zu entrichten.

Indem ich nun um Verzeihung dieser abermaligen Bemühung zu bitten habe, muß ich mir jedoch die Erlaubniß vorbehalten in ähnlichen Fällen mich künftig an Dieselben wenden zu dürfen.

Der ich, unter vielen Empfehlungen an die werthgeschätztesten Ihrigen, die Ehre habe ich mich zu unterzeichnen

Ew. Wohlgeb.

ergebensten Diener

Carlsbad den 19. May 1812.

J. W. Goethe.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Leopold Edlen von Lämel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7AD6-5