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An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

übersende hiebey die Rechnung bis auf die letzte Zeit. Sie wird im Ganzen mit der Ihrigen zusammentreffen, nur könnt ich einige Kleinigkeiten z.B. eine Auslage für Ulmer Spargel schuldig seyn, welches zu bemerken bitte. Was mir hiernach noch zukommt, gedenke vor meiner Sommerreise einzukassiren.

[147] Das neuste Heft von Kunst und Alterthum naht sich seinem Abschluß; möchten Sie wohl eine kurze Anzeige, die ich nächstens übersenden werde, in eignen und fremden Blättern abdrucken Getümmel der deutschen Tagesbewegung allerdings nothwendig, um nur einigermaßen zum Wort zu kommen.

Das naturforschende Heft wird zunächst folgen, um vor meiner Abreise versendet zu werden, weshalb ich die nächsten Anordnungen deshalb erbitte und gleichfalls die nöthige Anzeige zu rechter Zeit überschicken werde.

Die Redaction meiner Correspondenz mit Schiller ist ein höchst bedeutendes und in manchem Sinne wohl erfreuliches Geschäft; allein die Bemühung ist größer als ich mir denken konnte und eine etwas leicht-gemüthlich überkommene Last. Die Originale betreffend läßt sich nichts aussagen; zu secretiren ist der Masse nach wenig, allein im Ganzen sind, man darf wohl sagen, die tiefsten Geheimnisse der Freundschaft zerstreut; Äußerungen über Personen und Verhältnisse, vielleicht manchmal im augenblicklichen Humor, die man kaum später irgend jemand vertrauen dürfte; auch bin ich nicht einmal bis zur Hälfte der Durchsicht gekommen und sich also noch manches überdenken und überlegen.

Die Sicherung meines Literarischen Nachlasses, wozu ich sämmtliche Privat-Correspondenz, Reiseacten [148] und so manches andere rechne, ist auf einen bedeutenden Punct gediehen. Das Archiv, wovon früher die Rede war, umfaßte zwar in einem sorgfältigen Verzeichniß schon gar vieles, allein der Inhalt stand an mehreren Orten zerstreut, gegenwärtig ist alles in ein Local zusammengebracht; mein Sohn und junge Gehülfen sind mit dem Ganzen und Einzelnen jeder nach seiner Weise damit bekannt. Doctor Eckermann sonderte und redigirte am Brauchbaren, bis zu seiner vor wenig Tagen angetretenen Reise und wird nach glücklicher Rückkehr seine Arbeit fortsetzen.

Indessen fördere ich das was ich die Chronik meines Lebens nenne, in Absicht die an mich immerfort eingehenden Fragen über gar mancherlei Umstände zusammen, folgerecht und blos dadurch verständlich zu beantworten; nicht weniger vorhandenen einzelnen Blättern und Notizen, die sonst von keinem Interesse seyn könnten, auch künftig in der Sammlung einen schicklichen Platz zu verschaffen.

Daß hiedurch zugleich die Vorarbeit zu einer neuen Ausgabe meiner Werke dem Ziele immer näher rückt, ist eine wünschenswerthe Folge. Ich setze voraus daß eine neue sach- und zeitgemäße Eintheilung und Reihe der Bände stattfinden werde, worüber denn auch mit Sorgfalt unter uns verhandelt wird.

Alles dieses hätte freylich Ew. Hochwohlgeboren persönlich vorzuzeigen und vorzutragen gewünscht; denn die weitgreifende Bedeutsamkeit dieser Bemühungen [149] läßt sich nicht mit Worten ausdrücken. Möchten Sie inzwischen bedenken wie diese heranwachsende Masse dem Autor und Verleger zu Gute kommen könnte, wie und zu welcher Zeit man allenfalls hervorträte, so würde mir hoffentlich die Freude werden daß ein für die Zukunft gesichertes Geschäft noch durch mich selbst eingeleitet und begonnen werden könnte.

Schließen will ich jedoch für dießmal und nur anfragen ob Sie etwa auf den jungen Feldjäger Seite 161 des neusten Stückes Kunst und Alterthum aufmerksam geworden. Das sehr reinliche und starke Manuscript ist in meinen Händen; haben Sie einige Anmuthung solches herausgegeben, so schicke es zur Prüfung; mir war es, nach meiner Art, sehr willkommen, denn da man die spanische Verwirrung doch sobald nicht los wird, so ist es auch im Kleinen sehr unterhaltend und belehrend zu sehen daß es zwischen 1806 und 1816 eben so verworren aussah, wie heute; selbst Alonzo, das höchst bedeutende Werk, weiß uns in der Hauptsache auch nichts weiter vorzusagen.

Ich füge nur noch die besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin und den Wunsch hinzu, daß Sie meiner wohlwollend gedenken und das für beide Theile, besonders aber für mich so wichtige Geschäft in beharrliche Überlegung ziehen mögen.

Hochachtungsvoll

gehorsamst

Weimar den 30. May 1824.

J. W. V. Goethe. [150]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B09-D