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An Johann Jacob von Willemer

Der Fuhrmann Weise von Apolda hat mir schon manches Gute gebracht, dießmal aber war er und die zwölf Apostel besonders willkommen. Die nähere Bekanntschaft mit diesen trefflichen Personen jedoch hat einige schlaflose Nächte verursacht. Es ist freylich ein Unterschied zwischen der Rhein- und Maynluft und der Thüringischen, jene verarbeitet alles besser. Meine Tage gehen, ich weiß nicht wohin, denn bis alles eingerichtet ist, was ich in Auftrag habe, so werden wir schon ziemlich in's Frühjahr hereingerückt seyn. Wenn nur der Sommerwind günstig in die Segel bläst!

Indessen mag ich so gern meine Gedanken nach der Gegend richten, wo es mir so wohl gegangen, und wenn sich meine lieben Landsleute unter einander auch immer ein Bißchen streiten, so denke ich mir, es müsse zum Guten gedeihen, woran ich denn auch Antheil zu nehmen wünsche.

Freund Ehrmann hat mir Unglaubliches gesendet, und er weiß recht gut daß es anerkannt wird, sonst hätt er's nicht gethan. Die liebe kleine Freundin wird ihm jenen Sonnabend in meinem Namen etwas zu Gute thun und mir es a Conto schreiben, ob ich gleich bey soviel Gutem und Freundlichem fürchten muß mich zuletzt für insolvent zu erklären. Der alte Schelm aber, wie ich ihn wohl so nennen darf, hat[324] gegen das Unschätzbare das Unmögliche gefordert; das mußt ich ihm nun bekennen. Jetzt muß ich aber sehen, ob ich durch eine Beschwörung der Elementargeister seine Forderung befriedigen kann.

Soviel andere Gedanken, Vorsätze und Bearbeitungen wandeln immer um mich her, ohne wie jene Nachtgeister zu fragen, was ich für ein Gesicht dazu mache. Von dem famosen Liebe: dir zu eröffnen mein Herz verlangt mich – auf eine Baßstimme berechnet, ist mir eine Melodie zugekommen, mir sehr wohlthätig. Sie wird nächstens heranklingen und wünsche guten Anklang.

Und somit genug für heute, wo noch die übrigen Strophen des monostrophischen Liedes beyliegen.

Mit den schönsten Grüßen.

Das Lied ist vorgeeilt!

Weimar d. 5. Apr. 1816.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Johann Jacob von Willemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B3E-8