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An Johann Heinrich Meyer

Unsre Herrschaften waren neulich hier ganz vergnügt und nahmen Theil an dem Scheinbaren und Unscheinbaren, das wir ihnen vorzeigen konnten. Ich hoffe, Sie werden, lieber Freund, mit Ihrer Ausstellung und sonstigen Anstalten, Zufriedenheit und Vergnügen erregt haben. Sagen Sie mir gefällig auch etwas darüber. Unsre Arbeit hier geht auch ganz gut von Statten. Ich hoffe die nächsten vier Wochen sollen den vier vorgehenden gleichen, und so wollen wir mit ein paar Bändchen nach Weimar zurückkehren, der Winter mag dann ankommen und auch seine Rolle spielen.

Die wenigen Kupfer, de ich hier um mich versammle, machen mir große Freude. Dalton hat einiges hiehergeschickt, wovon ich mir das meiste zueignen mußte. Ich will es gern in der Folge entweder zurückgeben, oder durch etwas anderes erstatten.

Ich hoffe Sie heben mir auf, was in diesem Sinne wünschenswerth ist, z. E. das Testament des Eudamidas und dergleichen. Da wir auf der Bibliothek so schöne Sachen haben, so wünsche ich, daß wir die Winterabende uns einmal mit diesem Fach liebevoll beschäftigen; wenn man auch hier historisch und stufenweise verfährt, so kommt man mit Vergnügen zur richtigen Einsicht.

[52] Ist etwas gedruckt über die Kupferstiche der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, es sey nun in Form eines Catalogs oder sonst, und es findet sich bey uns; so haben Sie die Güte es mir zu schicken. Ich habe hievon wohl allgemeine Begriffe und aus den vorliegenden Mustern sehe ich schon den Gang; aber ich möchte mir sobald als möglich in die Literatur Zeitung einrücken wollen. Sie verdienen wieder höchlich gelobt zu werden. Diese Technik, vorausgesetzt, daß ein proportionirter Künstler dahinter steckt, ist fähig alles zu leisten; nur wird – unter uns gesagt – vielleicht bey keinem Kunstwerk dieser Art so nöthig seyn, die ersten Abdrücke zu besitzen als hier. Wir wollen das nicht gerade dem Publicum weiß machen, das immer noch Gott danken kann, wenn es den schwachen Abdruck von etwas Schlechtem mag in einem andern Sinne schätzbar seyn.

Und hiermit leben Sie recht wohl und lassen mich hoffe, Sie gesund und froh wiederzufinden.

Jena den 5. September 1809.

G. [53]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7C03-2