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An Caroline von Wolzogenund Charlotte von Schiller
Den verehrungswürdigen Schwestern muß ich mit wenigen Worten meinen aufrichtigen Dank für Ihre lieben Blätter abstatten. Ihre Andenken, Ihre Theilnahme hat mich sehr erquickt, und der Beyfall, den Sie meinen Gedichten schenken, hat mich in manchen guten Vorsätzen gestärkt; denn die Aufgabe, der ich auf keine Weise ausweichen konnte, war bedenklich und schwer, deswegen es für mich einen großen Werth hat, wenn fühlende und einsichtige Personen mit der Art zufrieden sind, wie ich sie gelößt habe. Der Fall ist wunderlich genug, daß man bey einer Production, welche die größte Freyheit verlangt, diplomatische Rücksichten nehmen soll.
In Töplitz hatte ich die Freude den braven Staatsrath Langermann zu sehen. Seine Klarheit und Thätigkeit ist bewuderungswürdig; der Zustand hingegen, in dem er wirkt, traurig und hoffnungslos. Dieß aber scheint ihn nicht anzufechten; er thut das Seinige und Heiterkeit und Vertrauen.
Mögen Sie Sich von der Überbringerinn wohl erzählen lassen, wie Übles und Gutes bey mir seit acht Wochen bedeutend abgewechselt, und wie ich mich hier noch auf einen Monateingerichtet habe, um wo möglich das Verlorne Gleichgewicht wieder herzustellen. [68] Erhalten Sie bis zu meiner Rückkunft mir ein freundliches Andenken und erlauben mir alsdann manchen mündlichen, vertraulichen Vortrag.
Carlsbad den 14. August 1812.
G.