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An Johann Friedrich Blumenbach
Jena den 15. August 1806.
Daß ich Ihrer an der Carlsbader Quelle, welche mir über Erwarten gut zu statten kam, recht lebhaft gedacht habe, möchte ich gern gleich durch Übersendung eines interessanten Päcktchens beweisen, da aber die schweren Steinkasten nur langsam nachrutschen, so braucht es wohl noch einige Zeit, bis ich das für Sie mitgebrachte überschicken kann, worunter, nach meinen Wünschen. Wenigstens einiger Neue seyn wird. Durch die Bemühungen eines zwar gekannten, aber doch verkannten und freylich schwer zu kennenden Mannes, des alten Steinschneiders Müller, ist das Übergangsgebirg, aus und an welchem die heiße Quelle entspringt, unserer Kenntniß viel näher gebracht worden, als es in früheren Jahren war, da ich auch wohl schon an demselben herumpochte. Eine vollkommene Folge in großen Stücken habe ich für das hiesige Museum angeschafft; und wenn ich gleich mich selbst und die Freude nicht ebenmäßig bedenken konnte, so hab' ich doch soviel Vorrath, daß ich das Bedeutendste doch mittheilen kann. Stänglichen Quarz, ganz von der Steinkohle durchdrungen und schwarz, rauchtopasähnliche Krystalle, aus demselbigen Gestein soll mitfolgen, nicht weniger kleine, erst neuerliche die Aufmerksamkeit erregende Feldspathkrystalle. Wenn die [174] Kiste ankommt, so soll vor allen Dingen ein Kistchen für Sie ausgesondert werden; wobey es mich recht verdrießt, daß ich von einem bedeutenden Mineral nur ein einziges Stück erhalten konnte. Es ist nemlich derber Granat in pyropischer Schönheit, der in Steinkohle eingefaßt ist. Wie manches hätt' ich noch zu sagen über das Vorwärtsgehen und Zurückbleiben unserer lieben Freundin, der Naturwissenschaft. Manches technisch erfreuliche ist mir auch begegnet, z.B. eine Steingutfabrik, welche ebenso gut Porcellan machen könnte, wenn es zum Vortheil gereichte, die alles, was sie braucht, in ihrem eigenen Bezirk findet und höchstens einige Stunden zu fahren braucht, um das Nöthige herbeyzuschaffen.
Noch am Rande meine besten Wünsche und herzlichsten Empfehlungen an die lieben Ihrigen.
Goethe. [175]