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An Carl Friedrich von Reinhard

Nur eilig, mein verehrter Freund, soll mein Dank seyn für den Brief den ich durch Fürst Repnin erhalten. Ehe ich von hier abgehe, kompletire ich Ihnen noch das Exemplar der Farbenlehre und schreibe manches bey dieser Gelegenheit. In Weimar will ich die gehörigen Anweisungen geben, daß Herr Zimmer von Heidelberg mit Herrn Hofrath Meyer, unserem trefflichen Künstler und Kunstverständigen, zu sprechen komme und ihm das Portefeuille übergebe, auch wohl mit ihm über die Sache sich berede. Bin ich selbst drüben, so werde ich ihn freundlich aufnehmen.

Jenem jungen Mann dagegen, von dem Sie mir sprechen, würde ich gegenwärtig eine Reise zu uns nicht rathen. Ich bin höchlich gedrängt, indem ich von der einen Seite das Farbenwesen zur Jubilatemesse ausstatten soll, wogegen sich besonders jetzt manche technische Hindernisse setzen, und wobey immer mehr zu thun ist, je näher die Zeit kommt, da man sich entschließen soll, was man weglassen, zusammendrängen und noch allenfalls nothdürftig arrangiren möchte. Die Tafeln und deren Beschreibung, eine Anzeige, das Register sind alles Dinge die den Schwanz verlängern über den man so gut als über den Fuchs hinaus soll, und die ich nicht zu Stande bringen könnte, wenn ich nicht so gute Beyhülfe hätte.

[243] Um nun noch von der andern Seite zu reden, so soll unser Theater für Lauchstädt, wie gewöhnlich, eingerichtet, neue Stücke und Opern soviel als möglich auf den Weg gegeben werden. Ein neuer Kapellmeister tritt an, und obgleich jedermann gern nach seinem eigenen Willen lebt; so will man doch auch, daß der Vorgesetzte ja dazu sagen soll, damit man weniger mehr sind, die Sie in weit höhern Regionen genau und ausführlich kennen.

Noch bin ich in Jena. Ob ich nach Weimar hinübergehe, oder die dortigen Angelegenheiten, wie bisher schriftlich und per legatos verhandeln lasse, weiß ich selbst noch nicht. Das aber weiß ich wohl, daß ich zuletzt aus dem Stegereife fortgehen muß, wenn ich loskommen will. Träfe mich nun Ihr junger Mann in einer solchen Art von Turbulenz; so würde er noch weniger Freude und Nutzen genießen, als ohnehin zu erwarten steht. Denn wie Sie selbst am besten fühlen, so müßte ein Schüler von Friedrich Schlegel eine ziemliche Zeit um mich verweilen und wohlwollende Geister müßten uns beyderseits mit besondrer Geduld ausstatten, wenn nur irgend etwas erfreuliches oder auferbauliches aus der Zusammenkunft entstehen sollte. So ein Versuch wäre etwa gegen den Herbst und Winter zu machen, wo ich in Weimar wäre, wo man eine mehrsinnige Gesellschaft, Theater Musik, Bibliothek, Sammlungen aller Art [244] um sich hat. Ihre Empfehlung und Einstellung soll ihm so wie jedem andern bey mir den freundlichsten Empfang vorbereiten, ja er soll auch bey mir in Puncten, die mir sonst feindselig sind, mehr Geduld und Nachsicht finden, als ich sonst zu üben pflege.

Was das zu unternehmende Werk betrifft, so will ich es wohl überlegen, und meiner Freunde Überzeugungen sammeln, und solche nach Befinden, entweder den Theilnehmern oder Ihnen, redlich und wohlmeinend mittheilen.

Viel andres liegt mir noch am Herzen. Ich werde es Ihnen aber auch wohl nur in ein paar Octav Bänden zuschicken können. Diesen Sommer habe ich mir mancherley vorgenommen, davon wenigstens etwas zu Stande kommen wird.

Empfehlen Sie mich dem Fürsten Repnin vor seiner Abreise noch zu gnädigem Andenken, und wenn er wirklich nach Spanien geht und Herr von Yacowleff an seine Stelle kommt; so erzeigen Sie sich diesem auch um meinetwillen freundlich. Er hat sich immer höchst artig gegen mich benommen, und mir noch zuletzt eine Dose von einer Steinart verehrt, die mich sehr interessirt. Leben Sie recht wohl und gedenken mein unter den Ihrigen.

Jena den 22. April 1810.

G. [245]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Carl Friedrich von Reinhard. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7D44-2