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An Johann Heinrich Merck

Weimar den 8ten Aprill 1785.

Ich danke dir für das überschikte Kupfer. So sieht freylich das Thier um ein gutes Theil leichter und feiner aus. Ich wünschte es einmal in Natur zu sehen, es ist ein höchst wunderbares Geschöpf, im Grunde so einfach gestaltet und so abenteuerlich wegen seiner Größe.

Ich bin recht neugierig auf deine Abhandlungen und habe nichts dagegen wenn du mich bey Gelegenheit des Wallrosses nennen und auf eine bescheidene[40] und ehrbare Art in euren Orden einführen willst. Wenn ich sonst etwas finde will ich dir es auch schreiben und es soll mir lieb seyn wenn du Gebrauch davon machen kannst. Bey mir liegt so etwas und wuchert nicht.

Ich habe noch in andern Wissenschaften z.E. in der Botanik, gar hübsche Entdeckungen und Combinationen gemacht, die manches berichtigen und aufklären, ich weiß aber auch nicht recht wo mit hin.

Ich bin recht neugierig zu hören was Sömmering gesagt hat, als du ihm die Knochen vorhieltest. Ich glaube noch nicht daß er sich ergiebt. Einem Gelehrten von Profession traue ich zu daß er seine fünf Sinnen abläugnet. Es ist ihnen selten um den lebendigen Begriff der Sache zu thun, sondern um das was man davon gesagt hat. Auf Campers Antwort verlangt mich auch höchlich. – Das Publikum, das so gerne Könige ein und absezt um nicht müssig zu seyn, hat auch Mosern uns zum Kanzler gegeben, wie ich solches auf dein Verlangen auch auf einem besondern Zettel attestiere. Sorge doch daß Sömmering mir die versprochene Schädel schike. Er wird dir die Zeichnungen nach dem Cassler Elephantenschädel zeigen die ich ihm geschikt habe. Ich wünschte daß Waiz eine zeitlang bey Campern studieren könnte um recht in den Sinn der Sache zu kommen. Er hat schöne Anlage und viel Fertigkeit.

Lebe wohl.

G. [41]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Johann Heinrich Merck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7D89-A