12/3684.

An Gottlob Heinrich Rapp

[Concept.]

Durch die schnelle Übersendung des Bildes haben Sie mir, werther und vorzüglich geschätzer Herr, eine besondere Gefälligkeit erzeigt, es eilte mir, wie Sie vermutheten, wirklich vor und empfing mich auf das angenehmste bey meiner Ankunft. Ob es gleich gelitten hat, und hie und da retouchirt seyn mag, so ist es mir doch, sowohl wegen der Erfindung der ganzen Anlage als wegen den Resten seiner ersten Schönheit lieb und erfreulich und wird mir immer ein geschätztes Denkmal meiner Reise und meines Aufenthaltes in Stuttgard bleiben. Sollte Herr Legationsrath Abel vielleicht in der Folge geneigt seyn den größern Claude und den Poussin wegzugeben, so haben Sie die Güte mich davon zu benachrichtigen und mir den Preis wissen zu lassen.

Zugleich muß ich doch auch melden daß ich glücklich genug gewesen bin eine kleinere Landschaft zu acquiriren, welche ohnstreitig von Dominikin ist, vortrefflich [363] gedacht, componirt und auf's fleißigste ausgeführt. Wie sehr wünschte ich daß Ihre Geschäfte Sie einst weiter als Frankfurt führten, damit wir uns Ihres Besuches auch erfreuen könnten! Wir haben mancherley vorzuzeigen und die Unterhaltung mit eifrigen Liebhabern der Kunst über das was man besitzt ist ein großer Gewinn.

Mit vieler Freude vernehme ich Ihre fortdauernde Neigung zu meinem neusten Gedichte. Wenn man eine solche Arbeit nur abgeschrieben von der Welt hervorbringen kann, so ist es desto belohnender wenn sie bey ihrer Erscheinung ihre Wirkung nicht verfehlt. Diesen Winter wird Anatomie und Betrachtung organischer Naturen wieder an die Reihe kommen, ich frage deswegen an: ob man nicht etwa jenes Präparat, das wegen dem sonderbar gewaschnen Zahn merkwürdig ist, erhalten könnte? Vielleicht hat der Besitzer sonst eine Liebhaberey, daß sich auf etwas tauschen ließe das ihm angenehm wäre. Auf beyliegende Anfrage wünschte ich eine baldige Antwort, um sie unserer Schloßbau Commission vorlegen zu können. Herr Professor Dannecker, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, übernimmt ja wohl mir solche zu verschaffen. Leben Sie recht wohl, empfehlen Sie mich den Ihrigen und erlauben Sie daß ich von Zeit zu Zeit mein Andenken erneure.

Weimar den 27. Nov. 1797.

[364] Man wünscht zu wissen was Herr Professor Thouret verlangt, wenn man die Decoration zu ein halb Duzend Zimmern bey ihm bestellte? Es versteht sich daß man keine ausgeführten Zeichnungen erwartet, sondern nur so viel als nöthig ist um die Maße der Eintheilungen im Ganzen, so wie die Formen der einzelnen Glieder deutlich vor sich zu sehen, eben so ist es mit den Farben und andern Bestimmungen. Sowohl die Wände als Decke und Fußboden würden angegeben und Muster zu passenden Meublen mit beygefügt. Bey der Übersendung der nöthigen Risse würde man einige allgemeine Anmerkungen, welche den Künstler bey seiner Arbeit leiten können, hinzufügen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An Gottlob Heinrich Rapp. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7DDE-C