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An Gabriel Jonathan Schleusner

[Concept.]

[nach dem 15. Januar.]

Ihr nordischer Correspondent, werthester Herr Doctor, scheint mir, aus seinem Briefe, ein sehr wunderlicher Mann zu seyn, und zu der Classe zu gehören, denen man nicht allein ihre Träume auslegen, sondern sogar selbst erst erzählen soll. Nach allem hin und herdenken will mir nicht deutlich werden was er eigentlich wünscht, und ich müßte mich sehr irren, wenn er es selbst wüßte. Vielleicht geben die Briefe des Herrn Latrobe einigen Aufschluß über den Mann, denn um ihn nach Gewissen zu befriedigen müßte man wenigstens einen Octavband schreiben und ein Werk ausarbeiten, das freylich dieser Kunst noch fehlt. Ich dächte daher wir interloquirten, [9] und ich setzte ein kleines Blatt vorläufiger Fragen auf, in welchen ich den Umfang der Sache wenigstens schematisch skizziren wollte. Er sieht daraus unsern guten Willen und nach seiner Antwort werden wir aus der großen Masse von Werken doch wenigstens eine Art von Auswahl machen können. Denn wenn er nur die paar genannten Bücher besitzt, wenn er nicht gereist, keinen Baumeister neben sich hat, so ist er freylich noch weit zurück und hat noch einen unendlichen Weg zu machen bis er zur Beurtheilung des ästhetischen Werths eines Gebäudes gelangen möchte, eine Aufgabe, die in jeder Kunst so schwer ist und besonders in dieser, da ihre Werke als schöne Werke sich selbstständig darstellen sollen und doch wieder durch das Nothwendige und Nützliche äußerst beschränkt und bedingt sind, ja ohne dasselbe gar nicht gedacht werden können. Das versprochene Blatt hoffe ich Ihnen nicht lange schuldig zu bleiben.

Die Bemerkung der Braunschweiger Ärzte verdient alle Aufmerksamkeit. Der Kreis der Beobachtung ist so weit, daß wir, um uns nur einigermaßen drinne zu bewegen, so gar vieles auf Treue und Glauben annehmen müssen. Lassen Sie uns doch, wenn wir wieder zusammen kommen, die Hirne frischgeschlachteter Thiere einsehen. Werden sie ohne Wasser gefunden . . .

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An Gabriel Jonathan Schleusner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7E42-D