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An Friedrich Theodor von Müller
Ew. Hochwohlgeboren
übersende hiemit dankbarlichst die einem ungallischen Freunde so geneigt gegönnte Hülfsleistung mit Bitte, das so wohl gerathene Concept nun auch in eine löbliche Reinschrift zu verwandeln, damit sowohl[5] mein französischer Styl als das vorzügliche Talent einer höchst lobenswerthen Canzley in den Niederlanden bewundert und mein Versäumniß doppelt und dreyfach gerechtfertigt werde.
2) Liegt der Brief des Herrn v. Verlohren bey, für welche Bemühung ich wegen des mißglückten Versuchen dadurch tröste daß dem wackern Tieck durch unsere Entbehrung etwas Erfreuliches begegnet, was uns doch auch zuletzt zu Gute kommen wird.
3) Vermelde daß die Schachtel mit Mineralien, gepackt und in Wachstuch eingenäht, zur Absendung bereit liegt, dürft ich um den dazu gehörigen Brief bitten so würde alles sogleich auf die Post gehen.
4) An Herrn Scherer in München bitte die Anfrage gelangen zu lassen: ob der beiden so sehr schönen Gedichte wohl der zweyte Hatifi ist? wie ich an der Freyheit der Denkweise vermuthe. Von Hammer führt ihn auf im sechsten Zeitraum CLIV.
5) Sodann bitte der Meduse zu gedenken; wie sehr wünschte ich daß diese frühere Nachbarin mir noch Hausgenoß würde.
6) Geschähe mir eine besondere Freundschaft wenn beyliegende Anzeige bald im südlichen Deutschland in einige Zeitungen eingerückt würde.
Hiebey steh ich stille noch einiges was ich zu wünschen und anzubieten habe zu nächsten Tagen verschiebend.
[6] Haben Sie ja die Güte und unterlassen nicht manchmal nach 4 Uhr einzusprechen!
gehorsamst
J. W. v. Goethe.