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An Caroline Bardua
Weimar, den 24. Februar 1808.
Sie haben uns, liebe Bardua, erst durch die Geschenke der Diana, dann durch die Gaben der Musen Ihr freundliches Andenken zu erkennen gegeben. Dafür können wir Sie auch versichern, daß zu mancher Stunde, besonders in den Cirkel von Madam Schopenhauer, Ihrer in allem Guten gedacht und Ihre Gegenwart wahrhaft vermißt worden.
Ihr Bild ist in meiner Frauen Stube aufgehängt und nimmt sich unter manchen guten Sachen daselbst recht gut aus. Wir hatten die Freude zu sehen, daß Sie wirklich Vorschritte gemacht und daß Sie mehr als ein gutes Wort des Lehrers bey sich haben fruchten[20] lassen. Hofrath Meyer wird nächstens eine kleine Recension senden, worin Sie gebührlich gelobt werden, aber auch einigermaßen gescholten werden; welches Sie, da Sie ihn kennen, wohl voraussehen und zum Besten aufnehmen. Können Sie es möglich machen noch eine Zeit hier zuzubringen, so thun Sie gewiß wohl; doch müßten Sie dazu den Winter wählen, und den Sommer sich noch recht durch den Harz durchmalen.
Leben Sie recht wohl, gedenken Sie unser. Vielleicht besuchen Sie im Frühjahr Jemand aus unsrem Kreise. Viele Grüße von meinem Hause und von der ganzen Gesellschaft.
Goethe.