27/7621.

An Thomas Johann Seebeck

[Concept.]

Daß Ew. Wohlgeb. dem für mich sehr interessanten Geschäft des Majolikakaufes mit solcher Aufmerksamkeit und Geduld folgen wollen, dafür hin ich höchlich dankbar und freue mich sehr, daß diese Sache nunmehr sich ihrem Abschluß nähert. Für die freundliche Art wie Herr von Derschau sich erklärt hat bin ich demselben gleichfalls verbunden und werde nicht verfehlen zum Schlusse unserer Verhandlungen ihm ein dankbares Wort zu sagen. Ich stimme also damit überein daß 200 rh. conv. Geld (20 fl. Fuß) gezahlt werden, wovon 40 rh. in Jena an Herrn Frühauf baar abgegeben, für die übrigen 160 rh. eine Assignation nach Leipzig folgen soll. Hiezu will ich noch 10 rh. fügen, damit Sie Ihre Auslagen und die abgehende Provision davon bestreiten und also eine Assignation auf 170 rh. stellen. Das Übrige haben Sie die Güte in Cassa zu behalten; vielleicht senden Sie mir, während der kalten Jahreszeit, ein Kästchen mit Nürnberger kleinen Bratwürsten, die wir lange entbehren.

Wegen des Packens beruhige ich mich ganz, doch wünsche daß die Sendung blos bis Jena gehe, von wo ich sie will abholen lassen, weil der kurze Transport herüber nicht durchaus in der besten Zucht und Ordnung ist.

[315] Wegen der übrigen Puncte, sowohl wegen des Ablasses als der Stammbücher, nächstens das Nähere.

Vielen Dank für die chromatische Literatur: das polarisirte Licht und die Licht-Moleküls, die sich um ihren Schwerpunct drehen, wollen mir freylich nicht in den Kopf. In unserer Sprache wird man mit der Sache geschwinder fertig. Merkwürdig aber ganz natürlich ist es, daß bey Umkehrung des schwarzen Kreuzes in ein weißes die Farbenumkehrung auch die physiologische ist. Dieses Phänomen zeigt sich gar hübsch und bequem wenn man fortfährt in den Spiegel zu sehen, nachdem man den Cubus schnell weggenommen.

Ich fahre fort diese Dinge immer zu betrachten und stelle sie mir nach meiner Weise zusammen und da erscheinen sie fast identisch mit den übrigen Phänomenen, die wir unter der Rubrik der physischen aufführen, und ich sehe diese Ihre Entdeckung noch immer als das Tüpfchen auf's i an, wodurch das ganze Wort klar wird, anstatt daß jene Herrn vom Handwerk mit seltsamen Redensarten die einfach begreiflichen Erscheinungen verfinstern und aus dem Reiche der Natur in das Reich seltsamer Phantaseien auf ihrem eingebildeten exacten Wege hinüberschleppen.

Möchte ich mich mit Ihnen bald über dieses und anderes mündlich unterhalten können.

Weimar d. 14. Jänner 1817.

[316]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Thomas Johann Seebeck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7F79-D