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An Johann Heinrich Meyer

[Concept.]

Möchten Sie, theuerster Freund, meine verspätete Antwort bestens zu entschuldigen wissen! Selbst in diesem Augenblick finde nicht Sammlung genug über den französischen Aufsatz ein sicheres Urtheil zu fassen. Redliches Bemühen, sich mit der deutschen Literatur bekannt zu machen, geht daraus hervor, es finden sich darin einzelne vorzüglich gute Ansichten; schaut der [71] Verfasser unsere Literatur nicht überall durch und durch, so kann man ihm als einem Fremden gar wohl verzeihen, da mancher Deutsche in demselben Fall seyn möchte. Übrigens aber ist es durchaus schwer, von einem solchen Aufsatz auf die Person zu schließen, da man sich, wenn von fremder Literatur die Rede ist, doch in manchen Stücken auf Hörensagen verlassen muß.

In dieser Angelegenheit scheint mir indessen alles die Zuverlässigkeit der Empfehlenden anzukommen und ob sie in dem Grade Vertrauen verdient, daß man einen nochmaligen Versuch wagen wollte. Auch glaube ich daß von dort her, wohin das bisherige deutschen Wesen keinen Einfluß gehabt haben mag, ein Mann zu Besetzung der Stelle wünschenswerth seyn möchte. Die götting'sche Anzeige ist, wie man wohl sieht, ablehnend und könnte keine Maßregeln einleiten.

Jena 15. Octbr. 1819.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-805A-A