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An Johann Heinrich Meyer

Wenn Sie dieses erhalten, mein theuerster Freund, so haben Sie schon das Glück Ihro Kaiserlichen Hoheit aufzuwarten, indessen wir der verehrten Gegenwart entbehren. Versäumen Sie nicht schicklicherweise gelegentlich auszusprechen: wie ich von dem fortgesetzten gnädigen Vertrauen gerührt bin und wie ich mich Höchstderselben zu allen und jeden Diensten auf's treulichste verpflichtet fühle. Sodann sagen Sie mir einige, wenn auch nur wenige Worte durch die ich das Beste auch von Ihrem Zustande zu vernehmen hoffe.

Sehen Sie Frau von Ahlefeld, so danken Sie ihr zum verbindlichsten, daß sie mir die angenehme Sendung des Herrn Grafen Sternberg so bald habe wollen zukommen lassen.

Unterhalten wird Sie bey Ihrer Rückkehr das Schicksal das Ihren Freund Raoul Rochette bedroht;[21] er hat durch seine Anmaßungen den Herrn Cousin und die dortige strebende Jugend gegen sich aufgebracht und sie behandeln ihn in kleinen Spottheften mit Heftigkeit sehr übel. Eins hab ich angezeigt gelesen und es verschrieben. Er lehnt sich zwar im Rücken an die Akademie, jene lebhafte Jugend aber, Gleißnerey und Insufficienz verfolgend, läßt sich dadurch nicht irre machen.

Übrigens bringt uns die französische Literatur gar manches Löbliche, besonders historische Unterhaltung.

Ich habe mich für meine Person in den Garten begeben und befinde mich da, wenn auch nicht vom Wetter begünstigt, noch ganz leidlich.

Haben Sie Herrn Grafen Sternberg gesehen? Er schickte mir eine wohlgerathene Medaille mit seinem Bildnisse in Gypsabguß.

Angekommen ist auch ein Heft von Rom: Bullettino degli annali dell' instituto di Corrispondenza archeologica von mannigfaltigem Interesse: Etrurische und campanische Grabmäler, das Neueste von Pompeji, Reinigung des Forum Romanum und Forum Trajani pp. Unter den Kupfern sechs dankenswerthe Vasengemälde, darunter eine so schöne als unerwartete Gruppe, vorstellend einen Jüngling der mit gezücktem Schwert auf einen Dichter losgeht, welcher, geboren zurückweichend, sich mit aufgehobener Leyer zu vertheidigen sucht.

Graf Blacas ist Präsident, die Namen Bunsen, Fea, Gerhard, Kestner, Millingen pp. Erscheinen als [22] dirigirende Mitglieder. Nach der Anlage läßt sich hoffen daß wir nach und nach vom Neusten was da geschieht und entsteht Nachricht erhalten werden.

Und nun mit den besten Grüßen und Hoffnungen schönstes empfehlend und mich höchsten Orts und überall wo sich's ziemt und schicken will wiederholt in's Andenken zu rufen bittend.

treu verharrend

Weimar den 23. Juli 1829.

J. W. v. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-805C-6