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An Carl Friedrich Zelter
Heute, Sonntag den 27. März 1825. Vormittags 11 Uhr, würde Unterzeichneter, als, dem Geiste nach, der Singakademie wohl Verwandter, auf des Herrn Professor Zelter gefällige Einladung, geziemend sich eingefunden haben, um wegen des vorseyenden Baues die, gewiß erfreulichen, Entschließungen zu vernehmen. Ihn halten jedoch ähnliche höchst unerfreuliche Beschäftigungen auf, indem sie nur die Erinnerung eines großen Verlustes aber- und abermals anregen.
Soviel jedoch sey dir, mein Theuerster, im Ernste gesagt, daß ich mich körperlich wohl befinde, psychisch leidlich; nur halt ich mich ganz einsam, weil alle Menschen, ohne es zu wissen, überreizt sind, das Übel fort und fort wiederkäuen und indem sie selbstthätig zur Wiederherstellung beytragen möchten, welches zu loben wäre, jetzt auf ganz unerträgliche Weise mit Rath, Vorschlag und Plan herbeystürmen.
Am meisten find ich jedoch den Großherzog zu bedauern, der, nach seiner schönen fürstlichen Art, einen [156] jeden anhört und so vieles Unnütze, das er weder ablehnen noch zurecht legen kann, über sich muß ergehen lassen.
Das neue Heft von Kunst und Alterthum ist fertig; habe die Gefälligkeit Beykommendes in die Haude und Spenerische Zeitung einrücken zu lassen. In meinen Briefen von 1802 findest du deiner, mit wenigen Worten, auf's löblichste gedacht.
Nach Berlin habe ich mich, wie bisher froh und freundschaftlich, so nun auch dankbarlichst zu wenden; die auch bekannt geworden seyn und Freude gemacht haben.
Gar vieles wäre zu sagen; nach und nach langt manches Erfreuliche bey dir an. Dieses Jahr ist für mich schon so gut als vorüber, indessen ich mich an jeden Augenblick anklammere.
Möge dir der neue Bau und alles gelingen.
treu angehörig
G.
[Beilage.]
Zur Nachricht.
Bey Aufräumung des Theaterschuttes fanden sich unter den Trümmern der Bibliothek aus einem von mir noch selbst redigirten Manuscript des Tasso folgende Stellen, die Blätter ringsum angebräunt:
Weimar Ende März 1825.