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An Johann Heinrich Meyer

Gar angenehm ist mir's, mein theurer Freund, daß Sie noch zum Besitz der Zimmer gelangt sind, die Ihnen von Serenissimo so entschieden bestimmt waren. Das Hofmarschallamt indessen ahmt die Natur nach, die immer noch etwas zurückhält, damit sie wieder was zu geben habe. Eilen Sie, damit zum dritten September etwas Erfreuliches zu sehen sey. Es wäre gar hübsch, wenn doch endlich das Mannigfaltige was bey uns besessen wird, auf eine frohe und genießbare Weise zur Erscheinung käme.

Ich werde auch hier in Jena nicht müde, die tausendfachsten Hindernisse des augenblicklichen Zustands auf diese und jene Weise zu beseitigen, und auf einen gewissen alten entschiedenen Zweck loszugehen. Doch ist es mir bey den beschränktesten Mitteln am auffallendsten, daß die Menschen immer noch beschränkter sind, als die Mittel die ihnen zu Gebot stehen; deswegen man sich immer gefallen lassen[35] muß, daß wenn man mit andern und durch andre zu wirken hat, immer das Minimum von Effect hervorgebracht wird.

Mir machen die überschickten Kupfer sehr frohe Stunden. Der Gehalt derselben ist ganz unerforschlich und ich danke Gott, daß ich nur wieder einmal etwas besitzen mag, zu einer Zeit, wo man so oft den Besitz völlig aufzugeben Ursache hatte. Ich freue mich mit Ihnen das was mir zu Hause liegt hier einzuschalten.

Dalton sagte mir neulich, daß er manches besäße was er allenfalls abgäbe. Möge Sie sich wohl darnach erkundigen. Unter Ihrer Anleitung lasse ich mir jede Art von Retribution gefallen, es sey durch Tausch, Halbtausch oder Zahlung.

Sagen Sie mir manchmal ein Wort: denn ich bin sehr einsam. Außer Knebel sehe ich fast Niemand. Die Gärten sind sehr unterhaltend; ihre dreye, jeder von einem andern, wunderlichen Individuum, zu andern Zwecken, auf eine andre Art eingerichtet.

Empfehlen Sie mich den Freunden und leben Sie recht wohl.

Jena den 18. August 1809.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-80AB-3