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An Johann Heinrich Meyer

Ich dachte die Ankunft Ihrer Zeichnung erst abzuwarten, um Ihnen sodann über verschiedenes zu schreiben. Da Sie sich aber zu verweilen scheint, so will ich, indeß ich Eger Wasser trinke, einiges dictando an Sie gelangen lassen.

Zuförderst wünsche ich recht sehr, daß das Übel Ihres Fußes sich möge gegeben haben, da es Ihnen doch, wenn Sie den Genius kopieren, sehr hinderlich seyn müßte, ich hoffe zu hören, daß Sie an dieser Arbeit mit frohem Muthe fortgehen.

Herr Schuricht hat indessen auch seine Zeichnung vollendet und unsern Künstlern und Handwerkern[169] manche schwere Aufgabe hinterlassen. Das Haus wird sehr schön, ich möchte sagen für ein freystehendes Gebäude, in welchem die Personen selbst nicht immer in der größten Zucht und Reinlichkeit anlangen können, zu schön, um mit Bequemlichkeit drinnen wie zu Hause seyn zu können.

In unserm Hause ist nicht viel gemacht, erst weil Eckebrecht sonst beschäftigt war, und jetzt, weil ich über Farbe und Einrichtung unschlüssig bin. Schuricht hat mir eine artige Idee zum Vor- und Treppenhause gezeichnet, die aber wegen der erforderlichen Gipsgesimse so geschwind nicht ausgeführt werden kann. Wahrscheinlich lasse ich das Ganze noch einen Winter liegen. Horny übt sich indessen an dem Gewölbe und wir kommen wenigstens wieder um soviel weiter. Wir werden sodann diesen Winter manches vorbereiten und künftiges Frühjahr weitergehen können. Die Zimmer, die in den Garten gehen, lasse ich indeß fertig machen und werde in vier Wochen etwa einziehen können, da mir denn den Winter über die vordern Zimmer frey bleiben.

Der erste Band meines Romans wird auf Michael fertig seyn und so geschieht doch immer etwas.

Zu meinen optischen Versuchen, deren manche angestellt werden, brauchte ich höchst nöthig einige Stahlspiegel, sowohl einen planen als zwey concave und einen convexen. Sie brauchten nicht über vier Zoll Durchmesser zu haben, nur müssen die concaven sehr [170] flach geschliffen seyn daß der Focus weit fällt, und so auch der convexe. In Dresden soll ein Mann seyn, der solche Arbeit macht, wollten Sie sich doch darnach erkundigen und etwa mit ihm sprechen. Ich bin jetzt ganz nahe daran die Farbenerscheinung von der Refraction völlig abzulösen, oder ich kann wohl sagen, ich habe sie schon völlig abgelöst, nur gehören noch genaue leichte und reine Versuche dazu, um die Sache abschließen zu können.

Die Herzogin Mutter befindet sich wohl in Tiefurt, Herders sind vergnügt von Halberstadt wiedergekommen und übrigens geht alles seinen herkömmlichen Gang. Leben Sie recht wohl und lassen Sie bald von sich hören und sehen. Wahrscheinlich besucht Sie der Director Böttcher zuerst und vielleicht allein; Wieland und Knebel sind noch nicht schlüssig. Leben Sie recht wohl und grüßen die Freude.

Weimar den 7. July 1794.

G.


Ich melde nur noch soviel daß das Bild zu meiner großen Freude wohlbehalten angekommen. Und daß das übrige besorgt werden soll. Leben Sie recht wohl.

Reinecken an Körners mit vielen Empfehlungen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1794. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-80F7-A