[388] 21/6036.

An Engelmann

Ew. Wohlgeboren

für das im Juny schon übersendete bestens zu danken, halte ich gleich nach meiner Zurückkunft in Weimar für Pflicht. Die Zeichnungen des Herrn Pforr leisten viel, indem sie zugleich viel versprechen. Empfehlen Sie mich ihm bestens und danken in meinem Namen.

Die Neigung der sämmtlichen Jugend zum Mittelalter halte ich mit Ihnen für einen Übergang zu höheren Kunstregionen. Doch verspreche ich mir viel Gutes davon. Jene Gegenstände fordern Innigkeit, Naivetät, Detail und Ausführung, wodurch denn alle und jede Kunst vorarbeitet wird. Es braucht freylich vielleicht noch einige Lustra, bis diese Epoche duchgearbeitet ist, und ich halte dafür, daß man ihre Entwicklung und Auflösung weder beschleunigen kann, noch soll. Alle wahrhaft tüchtigen Individuen werden dieses Räthsel an sich selbst lösen.

Sagen Sie der Gesellschaft, die sich unter dem[388] Namen des Museums gebildet hat, für das übersendete Diplom den besten Dank, sowie Herrn Ritter, der es mir überschickte. Ich werde jederzeit lebhaften Antheil nehmen an allem was durch diese Verbindung meiner Vaterstadt und dem Vaterland Gutes zuwächst.

Der ich wohl zu leben wünsche und mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Weimar den 5. October 1810.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Engelmann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8115-D