21/5859.

An den Herzog Carl August

[etwa 20. November.]

Ew. herzogl. Durchlaucht

haben geruhet, Unterzeichnetem einige höchste Aufträge zu ertheilen und über deren Befolgung unterthänigsten Bericht zu befehlen, welcher hiermit schuldigermaßen abgestattet wird.

Dem Musikdirector Müller sind diejenige Bedingungen bekannt gemacht worden, unter welchen es Höchstdenselben gefällig gewesen, ihn in Ihre Dienste aufzunehmen, welche er alle dankbar anerkennt und den Antrag mit Freuden acceptirt, da denn weiter nichts übriggeblieben möchte als sein Decret und die[135] gnädigsten Versicherungsrescripte für ihn ausfertigen zu lassen, wobey ich den Wunsch zu äußern wage, daß die von Ihrer der Frau Großfürstin Erbprinzeß kaiserl. Hoheit auszustellende Versicherung der Conformität wegen gleichfalls in Ew. Durchlaucht geheimen Canzlei concipirt und mundirt und dortigerseits vollzogen werde.

Was die Dienstverhältnisse des künftigen Kapellmeisters betrifft, so bin ich mit demselben übereinkommen, daß von Seiten fürstl. Commission ein Aufsatz aus den Acten ausgezogen und resp. gefertigt werde, worin das, wie das Geschäft bisher behandelt worden, punktweise auseinandergesetzt würde und wobey man zugleich bemerken könnte, was nun veränderte Verhältnisse erfordern möchten. Zu einem solchen Aufsatze würde der neu anzustellende Kapellmeister seine Bemerkungen machen, man würde mit ihm sich über die verschiedenen Punkte zu vereinigen suchen und das Resultat dieser Bemühungen Ew. Durchl. zu höchster Approbation vorlegen.

Nach Erledigung des Vorstehenden wurde nunmehr dem Concertmeister Destouches die befohlene Eröffnung gethan, welcher freylich darüber höchst betroffen und wegen dem Verhältniß des ihm zugestandenen Pensionsquanti zu seiner bisherigen Einnahme äußert betrübt war. er bat sich die Erlaubniß aus, dasjenige was er für sich anzuführen habe, Ew. Durchlaucht schriftlich vorlegen zu dürfen, welches ich ihm nicht zu versagen [136] bitte, wie denn dies von ihm kurz darauf eingereichte Blatt hier im Original beyliegt. Dabey ersuchte er mich, als seinen bisherigen Vorgesetzten, ein günstiges Wort bey Ew. Durchlaucht einzulegen, welches ich insofern thue, als ich nicht leugnen kann, daß es für mich selbst wünschenswerth wäre, daß ein bisher mir Untergebener, wenn er auch zu dem ihm aufgetragenen Geschäfte nicht Talent und Kraft genug besessen, doch sein Möglichstes durch eine Reihe von Jahren gethan und keine eigentliche Klage über sich erregt, daß dieser, sage ich, nicht der Erste seyn möchte, der aus Ew. Durchl. Diensten ganz ungetröstet abschied.

Dieses wie alles Übrige hat höchster Entscheidung anheim zu geben

Ew. Durchl. unterthänigster J. W. v. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8139-C