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An Friedrich Schiller
Mit Verlangen warte ich aufs neue Jahr und suche mancherley kleine Geschäfte abzuthun, um Sie wieder mit Freyheit auf einige Zeit besuchen zu [352] können. Ich wünsche nur daß ich Sie wohl und poetisch thätig antreffen möge, denn es ist das nun einmal der beste Zustand den Gott den Menschen hat gönnen wollen. Mein Roman ruht nun nicht biß er sich fertig macht, worüber ich sehr vergnügt bin, denn mitten unter allen Zerstreuungen treibt er sein Wesen immer fort.
Ich habe sonst noch manches mitzutheilen. Hier liegt z.B. eine Erklärung der dramatischen Personen des Märchens bey, von Freundinn Charlotte. Schicken Sie mir doch geschwind eine andere Erklärung dagegen die ich ihr mittheilen könnte.
Den Einfall auf alle Zeitschriften Epigramme, iedes in einem einzigen Disticho, zu machen, wie die Xenia des Martials sind, der mir dieser Tagen gekommen ist, müssen wir cultiviren und eine solche Sammlung in Ihren Musenalmanach des nächsten Jahres bringen. Wir müssen nur viele machen und die besten aussuchen. Hier ein Paar zur Probe.
Daß Cotta über die Subscription der Horen nicht herauswill gefällt mir nicht ganz, wo ich hinhöre spricht man von vermehrter Subscription.
Wird sich denn dieser edle Sosias mit seinem Gold und Silber auf das Fest Epiphaniae einfinden? Weyrauch und Myrren wollen wir ihm erlassen.
Des P. Castels Schrift Optique des Couleurs. 1740. habe ich in diesen Tagen erhalten, der lebhafte Franzos macht mich recht glücklich. Ich kann [353] künftig ganze Stellen daraus abdrucken lassen und der Heerde zeigen daß das wahre Verhältniß der Sache schon 1739 in Franckreich öffentlich bekannt gewesen, aber auch damals unterdruckt worden ist.
Ich habe noch geschwind einige Varianten zur Erklärung gesetzt, wenn Sie auch noch die Summe vermehren, so wird eine Verwirrung ohne Ende aus diesen Aufklärungen zu hoffen seyn.
Die Xenia nächstens.
d. 23. Dec. 95.
G.