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An Friedrich Christoph Perthes

[Concept.]

Wenn es eine eigne wunderliche Vorstellung ist, daß Hamburg so weit von uns ab in der Welt liege; so mag sie irgend einen Grund in dem Mangel des unmittelbaren Bezugs haben, der uns tiefe Mittelländer mit den Seeküsten verbände; deshalb werden Sie es freundlich aufnehmen, wenn bey Gelegenheit, daß jemand von den unsrigen zu Ihnen reis't, ich immer daran denke Sie zu begrüßen, eben als wären es noch uralte Zeiten, wo die Persönlichkeit der Boten nöthig war um Verhältnisse anzuknüpfen und zu erneuern. Nehmen Sie Herr und Madame Unzelmann freundlich auf, als meine Zöglinge von Kindheit an. Wie sich ihr Talent und ihre Bildung zu dem verhält was man in Hamburg liebt und lobt, möge die Erfahrung günstig erproben, denn ich weiß nur zu gut wie Ort und Augenblick dergleichen Erscheinungen unsicher machen.

Wenn ich beykommendes Heft, das Ihnen nicht mehr neu ist, bey dieser Gelegenheit übersende, so erkennen [187] Sie daran den Wunsch, daß Sie es im eigentlichern Sinne auf mich und meine früheren und gegenwärtigen Umstände beherzigen mögen. Aufrichtig dankbar erkenne ich das gegönnte Glück, (wie man bei jenem Spiele scherzhaft zu sagen pflegt) als Küster die alte Kirche zu schließen. Neue Tempel werden aufgebaut, denen die immer lebendigen Götter Gunst und Gedeihen nicht versagen werden.

Erhalten Sie mir ein geneigtes Andenken und wenn sich irgend junge, gute Leute von dort her zu uns bewegen, so geben Sie ihnen ein Wort der Empfehlung, das ich, wie Sie es aussprechen, gern honoriren werde.

Weimar den 16. Juny 1819.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Friedrich Christoph Perthes. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-81BD-6