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An Friedrich Schiller

Die Actenstücke, die ich heute von Ihnen erhalte, kommen sogleich zurück. Bey dem einen ist es wirklich merkwürdig daß unsere Gegner bis jetzt das Element nicht finden können, worin wir uns bewegen; bey dem andern zeigt sich eine gewisse höhere Vorstellungsart, die denn auch ganz gut ist; sähe nur nicht die Neigung zu dem erquicklichen Wasser auch hier so klar mit durch.

Die oberdeutsche Litteratur-Zeitung lege ich bey und bitte mir sie bald zurück. Eine solche leichte, oberflächliche, aber wohlmeynende Behandlung des Ganzen ist nicht unerwünscht. Der Recensent ist wenigstens von vorn bis hinten à son aise, ein Fall, [261] in dem nicht jeder seyn möchte. Die Druckfehler in den angeführten Gedichten sind lustig genug.

Das verlangte Buch folgt auch. Ein solches Flick-und Lappenwerk ist nicht leicht erschienen. Wenn Künstler und Kunstwerke sich nicht immer, wie die Bleimännchen, wieder von selbst auf die Beine stellten, so müßten sie durch solche Freunde für ewig mit dem Kopf in den Quark gepflanzt werden. Bey der Ohnmacht des Verfassers ist es auffallend wie er sich durch gewisse Stiche selbst seinem eignen Helden formidabel machen will. Sein böser Wille gegen Sie leuchtet aus mehrern Stellen hervor. Ich habe einen boshaften Einfall wie man ihn, durch eine sophistische Wendung, in Tort setzen und ihn aus seinem eignen Grund und Boden schlagen könnte. Wenn der Spaß Ihren Beyfall hat, so führe ich ihn aus, er ist, wie mich dünkt, sans replique, wie jener vom litterarischen Sanscülottismus. Doch davon mündlich.

Meyer grüßt schönstens, er hält sich sehr wacker in Florenz sowohl arbeitend als betrachtend, nur wird ihm freylich die Einsamkeit mitunter sehr lästig. Leben Sie recht wohl, und grüßen alles was Ihnen nah ist.

Weimar den 14. November 1796.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-81D0-7